Wien

Forscher-Initiative erbost über Nevrivys "Heisln"-Sager

Der Sager des Donaustädter Bezirkschefs sorgt weiter für Wellen. Die Initiative "Scientists for Future Österreich" ist sauer auf die Wiener SPÖ.

Claus Kramsl
Teilen
Mit seinem "Heisln"-Sager machte sich Ernst Nevrivy, SPÖ-Bezirksvorsteher von Wien-Donaustadt, keine Freunde bei der Forscher-Initiative "Scientists for Future Österreich"
Mit seinem "Heisln"-Sager machte sich Ernst Nevrivy, SPÖ-Bezirksvorsteher von Wien-Donaustadt, keine Freunde bei der Forscher-Initiative "Scientists for Future Österreich"
picturedesk.com

Am Samstag fand in der Messe Wien der Landesparteitag der Wiener SPÖ statt. Der Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy sorgte mit seiner Rede für Wirbel – "Heute" berichtete. "Stehen wir zum Bürgermeister, der von den Grünen und den ganzen anderen 'Heisln da draußen beleidigt und beschuldigt wird", so der hemdsärmelige Bezirkskaiser. Der Sager schlug heftige Wellen – die auch zwei Tage später noch alles andere als abgeklungen sind.

Wissenschaftler "sprachlos" über Haltung der SPÖ

"Die Haltung und Handlungen der SPÖ-Wien gegenüber Verkehrsexpert:innen machen uns sprachlos. Es ist erst ein halbes Jahr her, dass Ulrich Leth und Barbara Laa mit Klagen in Millionenhöhe bedroht wurden", so die Initiative "Scientists for Future Österreich" in einer Aussendung am Montag.

Auf Initiative der Fachgruppe Mobilität der "Scientists for Future Österreich" war ein offener Brief ausgearbeitet und von 23 Expert:innen für Stadtplanung und Mobilität unterzeichnet worden. In diesem Brief wird die SPÖ-Wien ermutigt, entschlossene Schritte in Richtung Mobilitätswende zu gehen und ihr Ziel, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs auf 15% zu senken, ernst zu nehmen. "Dieser Text war höflich, konstruktiv und differenziert formuliert und keinesfalls ein Angriff auf die SPÖ", so die Wissenschaftler.

"Allgemeiner Beifall" der Genossen

Nachdem der Brief am Landesparteitag vorgestellt wurde, kam es zu der umstrittenen "Heisln"-Aussage von Nevrivy. Er habe "unter allgemeinem Beifall sämtliche Unterzeichner:innen bzw. alle Absolvent:innen der TU-Wien in diesen Fächern in einen Impf-Schwurbel-Kontext gesetzt" sowie ihnen "die Expertise abgesprochen", so "Scientists for Future Österreich".

Auch Michael Ludwig, Bürgermeister und Chef der SPÖ Wien, kann sich das Lachen nicht verhalten, wie Videoaufnahmen der Rede vom Samstag zeigen:

"In Anbetracht der vor uns liegenden Klima- und Biodiversitätskrise war es wohl noch nie so wichtig wie heute, dass seriöse Wissenschaftler:innen in ihren Fachgebieten Gehör finden und ernst genommen werden. Es ist nicht Aufgabe der Wissenschaft, der Politik zu sagen, was sie zu tun hat, aber es ist sehr wohl die Aufgabe der Politik, Wissenschaft ernst zu nehmen und zuzuhören. Dort wo sie es nicht tut, bleibt uns nur zu hoffen, dass Journalist:innen dies aufzeigen", so die Wissenschaftler weiter.

Der Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy war auf "Heute"-Anfrage am Montagvormittag zu keiner Stellungnahme bereit