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Forscher prophezeien "unaufhaltbare Heißzeit"

Heute Redaktion
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    Die Hitzewelle macht uns zu schaffen.
    Die Hitzewelle macht uns zu schaffen.
    (Bild: Markus Scheiflinger/Wetterring Vorarlberg)

    Der Menschheit droht eine unaufhaltbare Heißzeit, bei der es selbst in der Arktis 10 Grad warm sein wird. Schuld sind verschiedene sogenannte Kippvorgänge.

    Die Gefahr einer Heißzeit kann aus Sicht von Klimaforschern selbst beim Einhalten des Pariser Klimaabkommens nicht ausgeschlossen werden. Dabei würde sich die Erde langfristig um etwa 4 bis 5 Grad Celsius erwärmen (Regionen wie die Arktis kämen dann auf Durchschnittstemperaturen von 10 Grad oder mehr). Der Meeresspiegel würde um 10 bis 60 Meter ansteigen, schreibt das "Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)".

    Die Wissenschaftler verweisen in ihrer in der Fachzeitschrift "Pnas" veröffentlichten Studie auf zehn Aspekte des "Erdsystems", die von bislang "neutral" oder "hilfreich" zu künftig "schädlich" kippen könnten. Dazu gehören laut Studie unter anderem die auftauenden Permafrostböden in Russland, Kanada und Nordeuropa, die Eisschmelze in der Antarktis und das Regenwaldsterben.

    Sie könnten sich wie eine Reihe von Dominosteinen verhalten, sagte Mitautor Johan Rockström, Direktor des Stockholm Resilience Centre und designierter Co-Direktor des PIK. "Wird einer von ihnen gekippt, schiebt dieses Element die Erde auf einen weiteren Kipppunkt zu." Dabei würden künftig mehr CO2 und Methan in die Atmosphäre abgegeben werden als durch jegliche menschliche Aktivität zusammengenommen.

    Erste Kipppunkte überschritten

    Es könnte schwieriger werden als bislang angenommen, die globale Erwärmung wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart zwischen 1,5 und unter 2 Grad Celsius zu stoppen. Wie die Forscher schreiben, wäre der Ausstoß erderwärmender Gase ab einem bestimmten "Kipppunkt" bezüglich der Temperatur unumkehrbar. "Der Rückkopplungsprozess würde sich beim Überschreiten eines kritischen Punkts selbst verstetigen", warnen die Forscher. "Das Erdsystem könnte auf einen planetarischen Grenzwert zusteuern, ab dem ein anhaltend schneller Weg hin zu viel heißeren Bedingungen eingeschlagen würde – dem Treibhaus Erde", heißt es in der Studie.

    In Teilen der Westantarktis seien bereits einige Kipppunkte überschritten worden. "Der Verlust des Eises in einigen Regionen könnte dort schon ein weiteres, noch umfangreicheres Abschmelzen über lange Zeiträume programmiert haben", sagt Mitautor und PIK-Gründungsdirektor Hans Joachim Schellnhuber. Und der Kollaps des grönländischen Eisschildes könnte bereits bei einer Temperaturerhöhung von 2 Grad einsetzen. "Die roten Linien für einige der Kippelemente liegen wohl genau im Pariser Korridor zwischen 1,5 und 2 Grad Erwärmung."

    "Wichtiger und provozierender Artikel"

    Der Artikel biete eine Synthese und Einordnung von vielen Einzelstudien, bleibe aber recht unkonkret, kommentierte Klimaforscher Reto Knutti von der ETH Zürich. Das Autorenteam argumentiere zwar, dass schon bei 2 Grad eine Schwelle hin zu einem deutlich anderen Zustand der Erde liegen könne, verweise aber zugleich darauf, dass es noch unsicher sei, wo eine solche Schwelle tatsächlich liege.

    "Das ist ein wichtiger und provozierender Artikel", meint dagegen Jonathan Overpeck von der University of Michigan, der nicht daran beteiligt war. Auch wenn es nicht möglich sei, die exakte Erdtemperatur zu bestimmen, bei der eine Kaskade von Kippelementen die Erde in Heißzeit bringe, sei es richtig, sich Sorgen zu machen. "Die Risiken zu ignorieren, könnte katastrophal für den Menschen und den Planeten werden."

    (red/20 Minuten)