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Forscher warnen vor Tsunami im Genfer See

Heute Redaktion
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Bild: Google Earth

Vor rund 1500 Jahren raste eine riesige Woge über den Genfer See. Jetzt glauben Forscher, die Ursache für die Katastrophe gefunden zu haben - und warnen, dass sie sich jederzeit wiederholen könnte.

Im Jahr 563 erlebte Genf eine ungeahnte Katastrophe, wie Forscher nun im Fachblatt "Nature Geoscience" berichten: Ein Erdrutsch löste im Genfer See eine riesige Flutwelle aus - ein Tsunami überschwemmte die Stadt.

"Unsere Studie zeigt, dass nicht nur Städte an Meeresküsten von zerstörerischen Tsunamis bedroht werden, sondern auch dicht besiedelte Seeufer", schreiben Katrina Kremer und ihre Kollegen von der Universität Genf. Ein ähnliches Ereignis könne auch heute vorkommen.

Der Vorfall des Jahres 563 war aus Überlieferungen schon länger bekannt, seine Ursache aber weitgehend unklar. Mit einer Computersimulation rekonstruierten die Forscher die Abfolge der Ereignisse. Demnach stürzte das Gestein am Rhone-Ufer auf ein Gebiet mit sehr weichem Erdreich, das sofort nachgab und in den Fluss rutschte. Dabei entstand ein Schlammstrom, der sich auf den See zubewegte und dessen Wassermassen verschob. Nur 15 Minuten später erreichte dann eine Welle von 13 Metern Höhe die Stadt Lausanne, nach 70 Minuten war Genf erreicht.
Bei einem ähnlichen Erdrutsch würden auf dem relativ schmalen und flachen Genfer See auch heute rasch hohe Wellen entstehen, die verheerende Folgen für die Uferbesiedlung hätten. Genf sei besonders gefährdet, weil es nur wenige Meter oberhalb des Wasserspiegels liege, schreiben Kremer und ihre Kollegen. Zudem liege die Stadt an der Spitze des trichterförmigen Sees, wodurch sich hohe Wellen noch stärker auftürmten. "Das Tsunami-Risiko an Seen ist unterschätzt", warnen die Forscher. Man müsse die Gefahren genauer untersuchen, um Katastrophen vermeiden zu können.