Österreich

FPÖ Braunau verärgert mit wirrem Ratten-Gedicht

Heute Redaktion
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Das Gedicht der FPÖ Braunau sorgt für Kritik und Rücktrittsforderungen.
Das Gedicht der FPÖ Braunau sorgt für Kritik und Rücktrittsforderungen.
Bild: Screenshot/FPÖ Braunau

Entsetzen und Ärger über einen Postwurf-Ostergruß der FPÖ Braunau: Das Gedicht "… die Stadtratte (Nagetier mit Kanalisationshintergrund)" sorgt für Irritation.

Es sollten Ostergrüße werden, die die FPÖ Braunau dieser Tage an die Haushalte in der Innviertler Stadt per Postwurfsendung ausschickte. Doch es wurde zu einem handfesten Skandal.

Abgedruckt wurde nämlich ein "Gedicht". Der Titel: "… die Stadtratte (Nagetier mit Kanalisationshintergrund)". In dem wirren Text in Reimform geht es um eine Ratte, in deren Umgebung sich alle an die Regeln halten ("auch Gäst' oder Migranten") müssen oder andernfalls "rasch von dannen eilen" sollen.

Allerdings wirft die Ratte aus der Kanalisation dann einen Blick in die Stadt "nach oben" (Braunau ist damit gemeint; Anm.) und da ist alles ganz anders.

In den sozialen Medien erntete man damit einen Shitstorm. In Form und Inhalt erinnere das Gedicht an die Zeit des Nationalsozialismus. Zudem sei der Vergleich von Menschen mit Ratten zumindest problematisch.

Gerstorfer fordert Rücktritt von Haimbuchner



Für die oberösterreichische SPÖ-Chefin Birgit Gerstorfer ist das Gedicht an "Widerwärtigkeit nicht zu übertrumpfen", wie sie in einer Aussendung mitteilt.

"Die FPÖ Braunau stellt sich hier auf ein Niveau der Menschenverachtung und der Schändlichkeit, die ihresgleichen sucht. Das ist schlimmste rechtsextreme Diktion, auch die Nazis haben Menschen mit Ratten verglichen. Erschreckend ist auch, dass dieses Pamphlet in der FPÖ Oberösterreich, deren Vorsitzender Manfred Haimbuchner ist, verlegt und gedruckt wurde, wie das Impressum deutlich macht."

Gerstorfer fordert deshalb den sofortigen Rücktritt von Haimbuchner.

Auch der Braunauer FPÖ-Stadtparteivorsitzende Hubert Esterbauer solle die Konsequenzen ziehen und sein Amt zurücklegen.

Esterbauer zeigte sich laut "Standard" in einer ersten Reaktion unglücklich mit dem Gedicht, verfasst habe es der FPÖ-Vizebürgermeister der Stadt, Christian Schilcher.

Stelzer findet Gedicht widerlich



Von LH Thomas Stelzer (ÖVP) fordert Gerstorfer, "von seinem Koalitionspartner klare Konsequenzen zu verlangen". Stelzer selbst bezeichnete das Werk "widerlich". "In einem weltoffenen Land wie Oberösterreich haben solche Vergleiche keinen Platz und werden auch nicht toleriert. Ich erwarte mir, dass sich die FPÖ rasch und deutlich von diesem 'Gedicht' distanziert", sagte Stelzer zu der APA.

Grüne ebenfalls entsetzt



Auch der Braunauer Bundesrat David Stögmüller reagierte auf die Postwurfsendung mit Entsetzen. Das Gedicht erinnere "in Stil und Inhalt an das dunkelste Kapitel unserer Geschichte". "Ich fordere FP-Stadtrat Hubert Esterbauer auf, umgehend von allen Ämtern zurückzutreten", sagt er.

FPÖ: Misslungener Versuch zu dichten



Recht eigenwillig reagierte die FPÖ Oberösterreich: Es sei das ganze Gedicht „letztlich ein misslungener Versuch, ein ernstes Thema in Versform aufzuarbeiten", so Landesparteisekretär Erwin Schreiner in einer Aussendung. Man habe mit dem Verfasser ein ernstes Gespräch geführt, er habe sich entschuldigt.

Eine "Botschaft" an die Kritiker – unter anderem auch Bundeskanzler Sebastian Kurz und LH Stelzer – hatte Schreiner auch noch: "Wir danken allen, die sich in der Sache zu Wort gemeldet haben, für die Aufmerksamkeit, die Sensibilität und die absolut berechtigte Kritik."



(red)