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FPÖ klaut Wikipedia-Artikel für neue "Studie"

Heute Redaktion
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Harald Vilimsky (FPÖ) soll eine "Studie" in Auftrag gegeben haben, die laut Experten lediglich eine Aneinanderreihung von Wikipedia- und anderen fremden Artikeln sei, ohne dass diese gekennzeichnet wären. Finanziert wurde die Arbeit mit Steuergeldern.
Harald Vilimsky (FPÖ) soll eine "Studie" in Auftrag gegeben haben, die laut Experten lediglich eine Aneinanderreihung von Wikipedia- und anderen fremden Artikeln sei, ohne dass diese gekennzeichnet wären. Finanziert wurde die Arbeit mit Steuergeldern.
Bild: picturedesk.com

Eine von FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky in Auftrag gegebene "Studie" sorgt für heftige Diskussion. Sie sei lediglich "eine Collage anderer Texte".

Welche "patriotischen" Parteien es in Europa gibt, sollte in einer Arbeit der K3 Studiengesellschaft im Auftrag der rechtsnationalen Fraktion im EU-Parlament analysiert werden. Auf der FPÖ-Website wurde diese Arbeit bis zuletzt als "Studie" präsentiert - "Heute" berichtete.

Mit Steuergeld bezahlt

Bezahlt wurde der Auftrag mit Fraktionsgeld (also Steuergeld), der Empfänger K3 gehöre zu 50 Prozent dem Nationalratsabgeordneten Wendelin Mölzer (FPÖ), zur anderen Hälfte dessen Bruder. Sie beide sind Söhne des langjährigen FP-Abgeordneten Andreas Mölzer.

Medienwissenschafter Stefan Weber verortet jedoch zahlreiche Plagiate in der Publikation, die von Spitzenkandidat Harald Vilimsky (FPÖ) in Auftrag gegeben wurde, berichtete der "Standard" am Donnerstag.

Wikipedia Copy-&-Paste

Da diverse fremde Inhalte ohne jegliche Kennzeichnung aneinandergereiht werden, schlagen Korruptionsexperten nun Alarm. "Der Eindruck reicht von einem Scheinauftrag zur Querfinanzierung von Parteiaktivitäten bis dahin, dass Vilimsky durch die Studienautoren selbst gelegt wurde", sagt der ehemalige Rechnungshofpräsident Franz Fiedler.

Weber sehe "keine Studie, sondern Unsinn, der nur eine Collage anderer Texte ist". Er verortet das folgende Muster: "Zuerst kommt bei jeder der Parteien der unzitierte Wikipedia-Artikel, darauf folgen unzitierte Agenturmeldungen." Mindestens zwölf Prozent der Arbeit stammen direkt von Wikipedia, was für Weber ein Alarmzeichen sei, schreibt der "Standard".

"Keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit"

Die Rechtfertigung der FPÖ: Die Studie habe "keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit und keinen expliziten Autor". Fremdinhalte seien daher kein Problem. Weber sieht dies jedoch anders. Denn "ein Dokument muss keinen wissenschaftlichen Anspruch haben, damit ein Plagiatsvorwurf rechtens ist. Und dadurch, dass der Bericht mit K3 überschrieben ist, ist auch ein Urheber bekannt".

Für den "Plagiatsjäger" habe die Erstellung der Arbeit "wohl nicht mehr als einen Tag gedauert". Es stelle sich daher die Frage, welches Honorar für das Dokument überwiesen wurde. Trotz mehrfacher Nachfrage nennt die FPÖ den Preis jedoch nicht.

Die Opposition erwartet sich eine Aufklärung des "FPÖ-Skandals", wie Andreas Schieder (SPÖ) zuletzt kundtat. Auch Grünen-Spitzenkandidat Werner Kogler fordert Vilimsky auf, von sich aus offenzulegen, welche Summen da im Spiel sind, ob er weitere derartige 'Studien' aus Steuergeldern finanziert hat". Es gelte die Devise: "Zurückzahlen oder zurücktreten".

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