Österreich

FPÖ: "Suchthilfehaus Zumutung für Anrainer"

Heute Redaktion
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Durch das "Jedmayer" gebe es Verschmutzungen und Krach, kritisiert FPÖ-Gemeinderat Leo Kohlbauer. Für ihn steht fest, das Haus muss weg. Die Stadt Wien kontert.

Seit die Suchthilfeeinrichtung "Jedmayer" am Gumpendorfer Gürtel 8 (Mariahilf) im Sommer 2012 eröffnet wurde, geht die FPÖ dagegen auf die Barrikaden. Nach dem "Heute"-Bericht über die Diebstähle in der Trafik in der U6-Station Gumpendorfer Straße, erneuert der Wiener FPÖ-Gemeinderat Leo Kohlbauer seine Forderung nach sofortiger Schließung des Suchthilfehauses.

FPÖ: "Standort mitten in der Stadt ist Fehlplanung"

"Der Standort neben dem Jugend-AMS, dem Aidshilfehaus, direkt vor der U-Bahnstation und in der unmittelbaren Nähe zu Schulen und Parks war von Anfang an unglücklich gewählt", erklärt Leo Kohlbauer. Seit das Zentrum eröffnet habe, stünden Verschmutzungen, Belästigungen und Straftaten auf der Tagesordnung.

Blutige Parkbänke, Spritzen auf dem Boden

Auch die Anrainer würden stark in Mitleidenschaft gezogen, da Spritzen nicht nur am Kinderspielplatz, sondern auch in Hauseingängen und Garageneinfahrten gefunden werden. "Das sieht man auch im Fritz Imhoff-Park gleich ums Eck. Hier finden sich regelmäßig benutzte Spritzen am Boden, die Parkbänke sind blutverschmiert. Wenn die Polizei das nicht regelmäßig wegräumen würde, sehe es hier noch viel schlimmer aus", ist Kohlbauer empört.

Probleme mit den "Junkies" haben auch die Bewohner des Gemeindebaus in der Wallgasse 13. "Mehrmals pro Woche übernachten sie hier am Parkplatz, spritzen sich ihre Drogen und verunreinigen alles, weil sie hier Notdurft verrichten", erzählt Ehepaar H. Zu der Geruchsbelästigung käme auch noch die Lärmbelästigung, weil "sie oft stundenlang rumschreien", so die Gemeindebau-Bewohner.

"Zumutung für Anrainer und Passanten"

"Die Suchthilfe 'Jedmayer' bringt für Anrainer und Passanten mehr als nur ärgerliche Zustände. Eine Suchthilfeeinrichtung mitten im dichtbesiedelten Gebiet, in der unmittelbaren Nähe zu Schulen, U-Bahn-Stationen und Parks, ist für die Bevölkerung eine Zumutung", unterstreicht Kohlbauer.

Eine Lösung könne nur die sofortige Schließung sein. Zudem fordert Kohlbauer eine grundlegende Neukonzeption und eine Umsiedlung des Beratungszentrums in ein weniger besiedeltes Gebiet. "Ich setze mich für einen Standort am Stadtrand in einem Gewerbegebiet ein, weil hier die Anrainer nicht derart stark in Mitleidenschaft gezogen werden", betont Kohlbauer. Bei einem solchen Standort solle es auch Freiflächen geben, wo sich die Süchtigen unter Aufsicht aufhalten können. "Es ist auch gerade dieser fehlende Raum am Standort Gumpendorfer Gürtel, der zu Problemen im Bereich der U-Bahn Station und mit Autofahrern führt", so der Gemeinderat.

Suchthilfe: Ohne "Jedmayer" wäre Situation schlimmer

Bei der Sucht- und Drogenkoordination der Stadt Wien kennt man die Beschwerden der FPÖ. "Eine Verlegung des Standortes ist nicht sinnvoll, weil es ja darum geht, so vielen die Hilfe brauchen wie möglich, ein niederschwelliges Angebot zu machen, das für sie leicht erreichbar ist. Eine Versorgung am Stadtrand, die nicht in Anspruch genommen wird, kostet nur Geld und bringt weder den Betroffenen noch der Gesellschaft etwas. Das gilt für Suchthilfeeinrichtungen ebenso wie für Angebote der Wohnungslosenhilfe oder andere Gesundheits- und Sozialeinrichtungen. Wenn suchtkranken Menschen von Anfang an bestmöglich geholfen wird, erspart uns das allen eine Vielzahl an Problemen und Kosten", erklärt Sprecher Mathias Tötzl.

Die Angebote würden sehr gut von den Betroffenen angenommen. So gebe es im "Jedmayer" neben medizinischer Behandlung und einem umfangreichen Beratungsangebot auch eine Spritzentausch-Stelle, wo benutzte Spritzen abgegeben werden können. "Wir habe eine Rücklaufquote von ausgezeichneten 98 Prozent. Ohne dieses Angebot würden deutlich mehr Spritzen im öffentlichen Raum liegen", ist Tötzl sicher.

24-Stunden-Hotline für Anrainer

Einen eigenen Konsumraum anzubieten sei rechtlich nicht möglich. Damit die Wohnbevölkerung so wenig wie möglich belastet wird, seien auch die 46 Sozialarbeiter des "Jedmayer" regelmäßig im Grätzl unterwegs. "Wir haben eine eigene Rund-um-die-Uhr-Hotline unter der Nummer 01/4000-53799 eingerichtet, wohin sich die Bewohner der Umgebung wenden können, wenn es irgendwo Probleme gibt. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Polizei, den Wiener Linien oder der MA48 können dadurch schnell und zielgerichtet Maßnahmen gesetzt werden", so Tötzl.

"Regeln sind einzuhalten"

Auch bei den Abhängigen werde immer wieder auf die Verantwortung, keinen Müll zu hinterlassen, geworben. "Wir zeigen hier keine Toleranz, im Rahmen unserer Arbeit erklären wir auch, welche Regeln man im öffentlichen Raum einzuhalten hat. Im öffentlichen Raum zu konsumieren und Spritzen liegen zu lassen ist jedenfalls völlig inakzeptabel und jede gefundene Spritze ist eine zu viel", erklärt Tötzl. Die überwiegende Mehrheit der Suchtkranken halte sich auch daran, die meisten wollten gar nicht auffallen oder stören. (lok)

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