Die Aussagen vor einem Strafgericht auf Ibiza dauerten knapp 24 Stunden: 16 Männer wurden zu den schweren Vorwürfen einer 17 Jahre alten Algerierin befragt, die vergangenen Samstag mit einem Flüchtlingsboot nach Spanien gekommen war.
Die Gruppe wurde nach ihrer Ankunft auf Formentera in ein eingerichtetes Migrationszentrum zur vorübergehenden Aufnahme gebracht. Dabei berichtete die Minderjährige, dass sie zweimal von einem der beiden Bootsführer sexuell missbraucht worden sei, während die übrigen Passagiere nichts unternommen hätten, um dies zu verhindern.
Die zwei Tage, die die Reise von der Küste Algeriens nach Formentera andauerte, wurden für die junge Frau zur wahren Qual: Kurz nachdem sie ins Boot, in dem sich ausschließlich Männer befanden, einstieg, begann einer der Bootsführer, sie zu beschimpfen. Er steckte ihren Kopf ins Wasser und verging sich an ihr.
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Während der gesamten Reise sollen beide Schmuggler die Algerierin "wie ein Bündel" behandelt haben. Sie gaben ihr weder zu essen noch zu trinken, das Opfer erhielt lediglich eine Plastikfolie, um sich vor dem schlechten Wetter zu schützen. Während sie von einem der Männer sexuell misshandelt wurde, sollen die restlichen Passagiere tatenlos zugesehen haben, einige von ihnen warfen ihr sogar Wasser ins Gesicht, um sie zu demütigen, gab sie an.
Die zwei Bootsführer und 14 männlichen Passagiere wurden nach der Anzeige der Frau festgenommen. Nach der Einvernahme durch die Ermittlungsrichterin wurde der Tatverdächtige wegen zweifacher Vergewaltigung und sexueller Nötigung angeklagt, sein Geschäftspartner wegen Unterlassung der Mitwirkungspflicht. Beide sitzen in U-Haft, der Rest befindet sich auf freiem Fuß.