Österreich

Frau (19) erhebt Vorwürfe gegen Wiener Spitäler

Heute Redaktion
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Bild: Sabine Hertel

Als bei der schwangeren Jacqueline Z. Blutungen auftreten, fährt sie ins AKH. Dort wird sie ohne Untersuchung heim geschickt, nun hat sie ihr Kind verloren.

Vorwürfe gegen zwei Wiener Krankenhäuser erhebt die 19-jährige Jacqueline Z. im Gespräch mit "Heute". Die junge Frau war in der achten Woche schwanger, als bei ihr plötzlich Schmerzen und Blutungen begannen.

"Ich konnte mir nicht erklären, woher das kam, weil bei den vorangehenden Untersuchungen alles in Ordnung und sowohl der Herzschlag und das Wachstum des Fötus normal waren. Ich habe meine Frauenärztin angerufen, die mir gesagt hat, ich müsste sofort ins Krankenhaus", berichtet Z.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Sascha (21) fuhr die junge Frau am 4. Dezember ins Krankenhaus Hietzing. Dort wurde sie in der Notaufnahme von einer Oberärztin untersucht. "Weil aber scheinbar alles in Ordnung war, hat mir die Ärztin nur noch gesagt, ich soll mich nicht aufregen, ein Schmerzmittel nehmen und mich hinlegen".

"AKH hat mich ohne Untersuchung fortgeschickt"

In der Nacht auf den 6. Dezember setzten bei Frau Z. weitere Blutungen ein. Diesmal fuhr sie in die Gynäkologische Ambulanz im Wiener AKH. "Wir haben ungefähr 40 Minuten gewartet. Als wir dann aufgerufen wurden, hat der Arzt nur gesagt, dass in der Frühschwangerschaft schon mal Blutungen auftreten können und man dagegen nichts machen kann. Er hat mich nicht einmal untersucht, sondern nur gesagt, in einem so frühen Stadium würde mich ohnehin kein Arzt anschauen und hat mich und meinen Mann dann einfach heimgeschickt", ärgert sich die Wienerin.

Weil die Schmerzen und Blutungen nicht weggingen, wich das junge Ehepaar am 8. Dezember auf Vermittlung von Z.'s Mutter hin, ins Krankenhaus Wiener Neustadt aus. "Dort wurde ich sofort dran genommen und genau untersucht. Leider zu spät, denn in der Nacht habe ich mein Baby verloren", erzählt die erschütterte junge Frau unter Tränen.

"Grenzt schon an unterlassener Hilfeleistung

"Wie kann das denn sein, dass ich nicht untersucht worden bin? Das grenzt doch schon an unterlassene Hilfeleistung", fragt sich die junge Frau. In einer Facebook-Gruppe hat sich Z. mit anderen Schwangeren ausgetauscht, die unter ähnlichen Symptomen litten. "Dabei habe ich erfahren, dass man sehr wohl etwas machen kann. Zum Beispiel gibt es Gelbhormon-Therapien, die mir und meinem ungeborenen Kind hätten helfen können. Aber das hat mir kein Arzt gesagt und jetzt ist es zu spät", so Z.

"AKH-Arzt hat leitlinienkonform gehandelt"

Auf "Heute"-Anfrage erklärt der Leiter der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Peter-Wolf Husslein, dass sich der beschuldigte AKH-Arzt genau an die Vorgaben gehalten habe. "Ich verstehe, dass die Situation emotional belastend ist und es tut mir ehrlich leid, dass Frau Z. ihr Kind verloren hat, aber auch bei einer genauen Untersuchung hätte man daran nichts ändern können", so Husslein.

Blutungen in Frühstadium nicht ungewöhnlich

Generell seien Blutungen in der Frühschwangerschaft nichts ungewöhnliches und medizinisch nicht beeinflussbar. Die Natur würde hier quasi entscheiden, den Fötus nicht weiter wachsen zu lassen und leitet damit eine Fehlgeburt ein.

"Frau Z. hat dem diensthabenden Arzt gesagt, die Blutungen wären gleich stark wie ein paar Tage zuvor. Daraufhin hat der Arzt der Patientin den Sachverhalt erklärt und sie darauf hingewiesen, dass es keine medizinische Intervention gegen die Blutungen gibt. Danach hat er sie nach Hause entlassen", so Husslein.



"Notfälle werden natürlich behandelt

Husslein verweist in dem Zusammenhang auf die Erstbegutachtungsambulanz für gynäkologische Notfälle, in der entschieden werde, ob ein Notfall vorliegt und dann entsprechende Schritte eingeleitet werden.

"Natürlich werden Notfälle mit schweren Blutungen dementsprechend behandelt. Auch werden Fälle, in denen Diagnostik oder Therapien notwendig sind, die nur an einer Universitätsklinik erbracht werden können, an diese weitergeleitet", erklärt Husslein. Da es aber im Fall von Frau Z. keine medizinische Handhabe gegeben hätte, hätte kein Arzt etwas tun können.

Dass die Gelbhormontherapie bei Frau Z. nicht angewandt wurde, hat laut Husslein zwei Gründe: "Zum Einen ist das Verfahren medizinisch nicht anerkannt und die Wirkung fragwürdig, zum Zweiten ist das Aufgabe des niedergelassenen Bereichs und nicht der Kliniken".

Gesundheitssystem wie Volleyball

Husslein sieht hier seine Annahme bestätigt, dass aktuell im Gesundheitswesen wie ein Volleyball hin und her geschoben werde: "Jeder gibt die Kosten an den nächsten weiter und im Notfall wird ins Spital abgeschoben". Da der niedergelassene Bereich aber unterfinanziert sei, fürchtet Husslein, dass diese Weiterreichung auch in Zukunft weiter gehe. (lok)