Steiermark

Frau baut "Paradies-Paradeiser" am Grab ihrer Tante an

Gerlinde P. zieht ihr bestes Gemüse auf dem Friedhof, direkt dort, wo ihre Verwandte liegt. Der Pfarre Ilz (Stmk.) schmeckt das jedoch gar nicht.
Sandra Kartik
10.10.2022, 20:38

Die Steirerin besucht das Grab ihrer Großtante regelmäßig und kommt danach immer fröhlich nach Hause. Denn auf der letzten Ruhestätte der Verstorbenen in Ilz (Stmk.) blüht jetzt das Leben. Gerlinde H. baut dort nämlich Gemüse und Kräuter an, die besser wachsen und schmecken, als alles, was sie im Supermarkt bekommt.

"Großtante hätte nichts dagegen"

"Meine 'Paradies-Paradeiser' schmecken wie aus dem eigenen Garten", erzählt die 56-Jährige in der "Kleinen Zeitung" stolz. Auch Basilikum und Rosmarin wachsen auf dem Grab ihrer Verwandten wie wild. "Ich bin sicher nicht die erste Friedhofsgeherin, die schon einmal daran gedacht hat, die Flächen zum Garteln zu nützen, aber ich bin wahrscheinlich die Erste, die es getan hat."

Wiewohl Gerlinde P. sicher ist, dass ihre Großtante "bestimmt nichts dagegen und es mit Humor genommen hätte", gibt es auch für sie Grenzen. Die Pflanzen werden deshalb auch nicht direkt in die Friedhofserde eingesetzt. "Das wäre mir dann doch zu pietätlos." Im Frühling sät die Steirerin in kleinen Steinschüsseln aus, im Sommer bis in den Herbst hinein kann sie dann ernten.

Für die Pfarre ist das pietätlos

Die Pfarre Ilz stößt das Grab-Gemüse der 56-Jährigen dennoch sauer auf. "Die Pietät muss gewahrt werden, in der Friedhofsordnung ist so etwas nicht vorgesehen", sagt Pastoralreferent Gerhard Lafer in der "Kleinen Zeitung." Gerline P. jedoch sieht kein Problem an ihrem Anbau. "Ich bezahle für das Familiengrab, pflege es zweimal die Woche und möchte es entsprechend nützen können. Gerne können sich die Friedhofsbesucher auch an den Gemüsepflanzen bedienen."

Auch in Wien gibt es inzwischen eine ähnliche Initiative, wie "Heute" berichtete: Auf dem Matzleinsdorfer Friedhof in Wien-Favoriten werden aufgelassene Gräber als Gemüsebeete genutzt.

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