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Frau heiratet mutmaßlichen Mörder ihres Bruders

Wo die Liebe hinfällt: In den USA hat ein wegen Mordes verurteilter Mann nach über 30 Jahren Haft die Schwester seines mutmaßlichen Opfers geheiratet.

Roman Palman
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Anwältin Kimberly Kendall Corral (m.) übernahm die Trauung des ungewöhnlichen Paares.
Anwältin Kimberly Kendall Corral (m.) übernahm die Trauung des ungewöhnlichen Paares.
Instagram/kimlawcrimlaw

1989 wurde John Tiedjen aus dem US-Bundesstaat Ohio als Mörder verurteilt und hinter Gitter gebracht. Der damals 25-Jährige soll damals seinen 18 Jahre alten Stiefbruder Brian McGary im gemeinsam bewohnten Appartement erschossen haben. 

Nach 32 Jahren in Haft gibt es nun aber offenbar Zweifel an Tiedjens Schuld, sein Fall wird nun noch einmal verhandelt. Deshalb wurde der Amerikaner am 22. Juli gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen und unter Hausarrest gestellt. 

Ungewöhnliche Liebe

Die neu gewonnene Freiheit nutzte er gleich für eine Aktion, die jetzt weltweit für Schlagzeilen sorgt: der mutmaßliche Killer ging gemeinsam mit der Schwester des Getöteten, Crystal Straus, den Bund der Ehe ein.

Die Hochzeit feierten die beiden im Beisein seiner Anwälten Kimberly Corral auf dem Rasen seines Hauses.

Die ungewöhnliche Romanze begann mit einem Brief, in dem ihm die junge Frau ihre Vergebung im Todesfall ihres Bruders anbot. Wie "News 5" aus Cleveland berichtet, folgte weiterer Schriftverkehr. Irgendwann war Crystal Straus von der Unschuld des Verurteilten felsenfest überzeugt.

"Ich liebe ihn ja ganz offensichtlich", bekräftige die Braut gegenüber US-Medien: "Wenn ich ihn nicht lieben würde, würde ich jetzt nicht hier bei ihm sein."

Geständnis abgelegt

John Tiedjen möchte jetzt vor Gericht beweisen, dass er nicht der Mörder seines Schwagers ist. Gegenüber "News 5" behauptete er: "Es gab keine Schmauchspuren, kein Blut, keine Schnitte, keine Abschürfungen, einfach nichts an meiner Person oder meiner Kleidung", was einen Zusammenhang mit dem Tod des 18-Jährigen herstellen würde. Ob das tatsächlich so ist, muss nun geklärt werden.

Fix ist, dass der damals 25-Jährige via Notruf mitteilte, seinen Stiefbruder tot aufgefunden zu haben. Obwohl er damals darauf bestand, ihn nicht ermordet zu haben, knickte er nach drei Tagen in Polizeigewahrsam ein und bekannte sich in einem schriftlichen Geständnis schuldig: Er habe McGary nach einer durchzechten Nacht in Notwehr erschossen.

Auf das frisch getraute Paar kommen unsichere Zeiten zu. Sollte Tiedjen erneut schuldig gesprochen werden, landet er wohl erneut für lange Zeit im Gefängnis.