Österreich

Frau Kopf abgetrennt: Killer heute vor Gericht

Heute Redaktion
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Prozessauftakt gegen Ioan P. (38) m in Wr. Neustadt: Der Rumäne hatte laut Anklage einer Pensionistin (83) auf offener Straße in Gloggnitz den Kopf abgetrennt.

Unter größerem medialen Interesse betrat der mutmaßliche Zweifach-Killer Ioan P. (38) heute den Wr. Neustädter Gerichtssaal. Der Osteuropäer soll laut Anklage im August mit einem Messer Elfriede H. (83) in Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) getötet haben.

Rückblick: Der Rumäne wurde 1981 in Viseu de Sus (Nord-Rumänien) geboren, lebte vom siebenten bis zum zweiundzwanzigsten Lebensjahr in einem rumänischen Heim, machte eine Lehre zum Koch und lebte bei einem Bekannten in Untermiete. 2005 ermordete Ioan P. seinen Vermieter - erstach ihn mit zahlreichen Messerstichen, wurde zu 17 Jahren Haft verurteilt, kam aber nach zwölf Jahren Haft auf Bewährung frei ("Heute" berichtete).

Ärger vom ersten Tag an

Nach seiner Haftentlassung kam er in einer Obdachlosenunterkunft in Rumänien unter und arbeitete in einer Bäckerei. Von der Nachtarbeit angewidert, kündigte Ioan P. schließlich den Job. Über die Obdachlosenunterkunft wurde ihm eine Arbeit in Österreich vermittelt und zwar auf einem Pferdehof in Preintal (Neunkirchen).

Am 11. August kam er mit einem Reisebus in Gloggnitz an, wurde von einem Landsmann, der bereits viele Jahre am Hof arbeitet, abgeholt und in der Folge eingeschult. Doch bereits am ersten Tag kam es laut Anklage zu einem Zwischenfall: Mit einer Hacke in der Hand rannte der 38-Jährige in den Stall und brüllte, dass er alle umbringen werde. Stallarbeiter konnten Ioan P. aber beruhigen.

Da der langjährige Arbeiter nicht wusste, wie Ioan P. reagieren würde, hielt er nochmal Rücksprache mit dem Pferdehofchef, dieser verständigte daraufhin die Polizei. Hofbesitzer und Polizei gingen ins Zimmer des Angeklagten, der gerade im Bett lag. Der rumänische Mentor übersetzte und sprach die Kündigung aus, meinte aber, dass die Heimfahrt bezahlt werde.

Mit Polizeibegleitung brachte der Hofbesitzer und dessen Gattin den 38-Jährigen zur Bushaltestelle in Gloggnitz (Anm.: das Ehepaar fuhr im Auto, der Rumäne am Rücksitz, ein Polizeiwagen direkt dahinter) - um 21 Uhr sollte der Bus fahren. Der Autobus kam aber nicht, der Hofbesitzer rief das Busunternehmen an und brachte in Erfahrung, dass das Fahrzeug einen Motorschaden hatte. Dem Hofbesitzer wurde mitgeteilt, dass der Bus erst am nächsten Tag um 9 Uhr fahre (unklar war aber, ob 9 oder 21 Uhr gemeint war, Anm.)

Daraufhin brachte der Hofbesitzer den Angeklagten zu einem nahen Gasthof, bezahlte ein Zimmer plus die Taxifahrt zur Bushaltestelle. Am nächsten Tag, 14. August, wurde Ioan P. bereits um 8 Uhr zur Bushaltestelle nach Gloggnitz gebracht, da der Osteuropäer davor einige Gäste belästigt hatte. Doch der Bus kam nicht – der Rumäne rief in der Folge mehrmals den Euronotruf (112) an, die Polizei kam schließlich und konnte feststellen, dass der Bus erst am 15. August um 21 Uhr fahre.

In der Folge wurde der Hofbesitzer in Kenntnis gesetzt, der sich bereit erklärte, noch eine weitere Nacht im Gasthaus zu bezahlen. Daraufhin versuchte der Hofbesitzer und der langjährige Mitarbeiter den 38-Jährigen telefonisch zu erreichen - mehrmals über den ganzen Tag verteilt. Die beiden fuhren sogar extra nach Gloggnitz und suchten nach Ioan P.

Doch der Angeklagte irrte herum, suchte in der Stadt nach Essen, lungerte herum. Bereits am 15. August fasste Ioan P. laut Anklage den Entschluss, seinen Mentor (den langjährigen Mitarbeiter des Pferdehofes) zu töten, der 38-Jährige stahl für sein Vorhaben in einem Geschäft ein Küchenmesser. Doch Ioan P. fand den Weg zum Pferdehof nicht mehr, irrte weiter herum, schlief im Wald und streifte auch am nächsten Tag, 16. August, in Gloggnitz herum. Dabei bettelte er fremde Menschen um Geld an, um 12 Uhr erblickte er schließlich Elfriede H., die in der Stadt einkaufen war. Der Rumäne verfolgte die rüstige Pensionistin rund fünf Minuten.

Kopf abgeschnitten

Als sich Ioan P. unbeobachtet fühlte, ging er schnellen Schrittes auf die Pensionistin von hinten zu, packte ihren Kopf und fügte ihr mit enormer Wucht zwölf Stiche und Schnitte im Bereich des Kopfes, Halses, Nackens und Rückens zu. Die Frau versuchte noch, sich zu wehren, hatte aber gegen die Wucht des Angriffes keine Chance. Dies belegen die zahlreichen Verletzungen an den Händen der 83-Jährigen: Der Daumen wurde am Sattelgelenk fast gänzlich abgetrennt sowie auch einige Fingerkuppen. Laut Gutachten waren vier Stiche lebensbedrohlich (wie z.B. Herzöffnung, Lunge, Kehlkopf). Weiters fügte der Rumäne der Frau einen 13 Zentimeter langen Schnitt in der Nackenregion zu, mit weitgehender Abtrennung des Kopfes und Durchtrennung des Halsmarkes. Auch bei sofortiger ärztlicher Hilfe wäre die Rentnerin nicht zu retten gewesen. Das Messer war nach der wuchtigen Attacke völlig deformiert.

Psychopath laut Gutachter

In den ersten Einvernahme gab der Rumäne an, er bedauere die Verwechslung. Er hatte eigentlich die Frau des Hofbesitzers töten wollen und er hatte die 83-Jährige eben für die Frau des Chefs gehalten. Große Emotionen oder Mitgefühl zeigte Ioan P. nicht. Laut Gutachten hat Ioan P. eine kombinierte Persönlichkeitsstörung mit verminderter Intelligenz und deutlicher Verhaltensstörung. Laut Expertise war die Tat vollkommen geplant und der Angeklagte war zurechnungsfähig. Laut Gutachten kann von Psychopathie gesprochen werden, der Angeklagte zeigt keine Empathie und kein Mitleid mit dem Opfer. Die Wahrscheinlichkeit, dass der 38-Jährige wieder töten würde, ist hoch. Daher empfahl der Experte eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

Der Rumäne wurde beim Mordprozess in Wr. Neustadt von Anwalt Wolfgang Blaschitz verteidigt.

Der Prozess ist für zwei Tage angesetzt. Ein Urteil soll es am nächsten Montag geben. Dem Rumänen droht eine lebenslange Freiheitsstrafe sowie eine Einweisung.