Mit 99,8 Millionen Euro hat die Arbeiterkammer Niederösterreich im vergangenen Jahr für Arbeitnehmer so viel Geld erkämpft wie noch nie – demnach suchten 163.000 Mitglieder die Hilfe der AK Niederösterreich wegen Problemen am Arbeitsplatz auf.
"Das Thema Überstunden hat uns enorm beschäftigt", sagte kürzlich AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser in einer Pressekonferenz. Besonders Beschäftigte im Handel und in der Gastronomie wenden sich wegen unbezahlter Überstunden an AK oder Gewerkschaft.
Etlichen geleistete Mehrarbeits- und Überstunden werden über einen längeren Zeitraum nicht ausbezahlt. Aufgrund von Verfallsfristen können die Ansprüche nur über einen sehr kurzen Zeitraum eingefordert werden, im Gastgewerbe sind es etwa maximal vier Monate. Daher sei es wichtig, dass die Arbeitnehmer den Arbeitgeber laufend einfordern, am besten schriftlich, ausstehende Überstunden auch zu bezahlen. Dadurch sind die Verfallsfristen gehemmt.
Besonders drastisch war das bei einer Angestellten aus dem Bezirk Zwettl, die von zu Hause aus für eine Schweizer Firma arbeitete. "Sie kam monatelang auf 60-Stunden-Wochen", schilderte Thomas Kaindl. Er ist Leiter der Abteilung Regionale Aufgaben bei der AK Niederösterreich.
Insgesamt fielen bei ihr 1.054 Überstunden an, die der Arbeitgeber nicht bezahlen wollte. Sie wandte sich an die Arbeiterkammer. "Wir haben den offenen Betrag eingeklagt, die Klage liegt derzeit beim Arbeits- und Sozialgericht", schildert Kaindl. Der Streitwert liegt bei beachtlichen 57.298 Euro brutto.