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Frau stach Adoptivvater ins Herz: Kein Urteil

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia/Symbolbild

Weil sie ihrem Adoptivvater im Vorjahr mit einem Messer zweimal ins Herz gestochen hatte, stand am Mittwoch eine 32-Jährige in Wien vor Gericht. Die Angeklagte hatte erst einen Monat vor der Tat durch einen Selbstmordversuch beide Beine verloren. Außerdem kam ein psychiatrisches Gutachten zu dem Schluss, dass die Frau, weil sie als Kind von der Adoptivmutter über Jahre hinweg brutal misshandelt worden war, unter einer schweren Persönlichkeitsstörung leidet. Urteil gab es keines, die Richterin erklärte sich für unzuständig.

Weil sie ihrem Adoptivvater im Vorjahr mit einem Messer zweimal ins Herz gestochen hatte, stand eine 32-Jährige in Wien vor Gericht. Die Angeklagte hatte erst einen Monat vor der Tat durch einen Selbstmordversuch beide Beine verloren. Außerdem kam ein psychiatrisches Gutachten zu dem Schluss, dass die Frau, weil sie als Kind von der Adoptivmutter über Jahre hinweg brutal misshandelt worden war, unter einer schweren Persönlichkeitsstörung leidet. Urteil gab es keines, die Richterin erklärte sich für unzuständig.

Die Leidensgeschichte der 32-Jährigen ist ungewöhnlich lang. Bereits als Kind soll sie von der Adoptivmutter über Jahre hinweg körperlich schwer misshandelt worden sein. Darüber hinaus wurde sie nach eigenen Angaben vom Adoptivvater sexuell genötigt, was jedoch von der ehemaligen Schulpsychologin der Angeklagten bis heute in Zweifel gezogen wird. Jedenfalls verschlechterte sich der psychische Zustand der Frau im Jahr 2011 derart, dass sie einen Selbstmordversuch unternahm. Doch dabei blieb es nicht.

Im März 2012 versuchte die 32-Jährige nach eigenen Angaben am Wiener Handelskai auf einen Güterzug aufzuspringen, was allerdings misslang - der Frau wurden unterhalb der Knie beide Beine abgetrennt. Während sie sowohl im Donauspital als auch im Otto-Wagner-Spital auf der Baumgartner Höhe in Behandlung war, suchte die Beschuldigte am 26. April 2012 ihren Adoptivvater auf. Im Zuge des Besuches, bei dem sie von ihrem damaligen Freund und ihrer besten Freundin begleitet wurde, kam es schließlich zur - beinahe - tödlichen Attacke.

Obwohl zu dem Zeitpunkt noch ohne Prothesen und auf den Rollstuhl angewiesen, stürzte sich die 32-Jährige auf ihren 69-jährigen Adoptivvater und rammte ihm ein Messer mit acht Zentimeter langer Klinge zweimal in die Brust. Die Stiche waren nicht tödlich, die Frau wurde von ihrem Freund vom Opfer weggezogen, während die Freundin die Rettung verständigte. Der damals lebensgefährlich verletzte Mann trat übrigens am heutigen Verhandlungstag in den Zeugenstand, entschlug sich zwar der Aussage, betonte jedoch, dass er seiner Adoptivtochter verziehen habe, dass sie sich versöhnt hätten und dass er "keineswegs glaubt, dass sie mich umbringen wollte".

Die Gerichtspsychiaterin attestierte der 32-Jährigen eine schwere Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typus, jedoch eine Zurechnungsfähigkeit während der Tat. Es habe sich um die "emotionale Entladung von aufgestauten Hassgefühlen" innerhalb einer "ambivalenten Abhängigkeitsbeziehung" gehandelt. Da sich im Laufe der Verhandlung herauskristallisierte, dass bei ebendieser Tat sehr wohl auch ein Mordvorsatz "denkbar" sei (im Gegensatz zur bisherigen Anklage wegen versuchten Totschlags), erklärte sich die vorsitzende Richterin Ingrid Urlesberger für unzuständig.

Der Prozess wird nun vor einem Geschworenengericht neu aufgerollt. Ein Termin dafür steht noch nicht fest.

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