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Frau stirbt vor Spital, weil Türen geschlossen waren

In der Schweiz musste eine Frau sterben, weil sie nicht rechtzeitig medizinisch versorgt wurde. Im Spital waren die Türen verschlossen geblieben.

20 Minuten
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Der Vorfall ereignete sich in der Schweizer Gemeinde Tafers
Der Vorfall ereignete sich in der Schweizer Gemeinde Tafers
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Verschlossene Türen im Notfall eines Spital in Tafers im Kanton Freiburg – das trifft ein Mann an, als er nachts seine Partnerin aufgrund von Atembeschwerden in den Notfall bringen will. Seine Lebenspartnerin hatte ihn in der Nacht geweckt, weil sie nicht mehr richtig atmen konnte und sich unwohl fühlte.

Auf dem Weg ins Spital habe sich ihr Zustand verschlechtert, so sehr, dass sie sogar ihr Bewusstsein verloren habe, wie die "Freiburger Nachrichten" berichten. Beim Spital in Tafers angekommen, stößt er nicht wie erwartet auf medizinische Hilfe. Sondern auf verschlossene Türen. Einen Notfallknopf oder eine Klingel sucht er vergeblich. Verzweifelt versucht er zu hupen und schreien, um auf sich aufmerksam zu machen – bis eine Pflegerin und ein Assistenzarzt ihn bemerken.

Frau stirbt noch vor Ort – trotz medizinischer Versorgung

Daraufhin wurde die Frau umgehend reanimiert und die Ambulanz und der mobile Dienst für Notfallmedizin und Reanimation verständigt – jedoch ohne Erfolg. Die Frau stirbt vor Ort.

Was der Partner der verstorbenen Frau nicht wusste, war, dass die Notfallstation des HFR-Spitals Tafers seit Beginn der Corona-Pandemie nachts jeweils geschlossen ist. Die Operationssäle wurden sogar ganz geschlossen. Das Spital hatte laut eigenen Angaben die Corona-bedingten Öffnungszeiten mittels Zeitungsinseraten und Medienmitteilungen kommuniziert.

Die Tochter des Mannes, der seine Partnerin verloren hat, sagt gegenüber "Blick": "Mein Vater leidet extrem. Er stand in Panik vor dem Spital und erhielt einfach keine Hilfe". Der Notfallknopf des Spitals sei mit Corona-Infoblättern beklebt gewesen.

Der medizinische Direktor des HFR Freiburgs Ronald Vonlanthen gibt gegenüber den "Freiburger Nachrichten" zu, dass der Notfallknopf nicht hätte überklebt werden dürfen. Und: "Grundsätzlich empfehlen wir, in medizinischen Notfällen zunächst die Nummer 144 anzurufen." Demnach gebe es sogenannte First Responders, die bei einem Notruf alarmiert würden und in jeder Gemeinde rasch zur Stelle seien. Laut Vonlanthen hat das Spital sein Bestes getan, um der Bevölkerung die nächtliche Schließung ausreichend zu kommunizieren.

"Es war nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert"

Ein langjähriger ehemaliger Mitarbeiter äußert sich gegenüber "Blick" zum Vorfall: "Es war nur eine Frage der Zeit, dass ein solches Unglück passiert!" Er bezeichnet die Kommunikation über die nächtliche Schließung der Notfallambulanz als mangelhaft. Die Kleinanzeigen mit den neuen Öffnungszeiten würde nicht jeder lesen. In ländlichen Gebieten sei es zudem üblich, dass man ins nächstmögliche Spital fahre, anstatt eine Ambulanz zu rufen, so der ehemalige Angestellte. Den Begriff "Notfall" findet er nicht mehr angebracht. Auch Anästhesiefachleute seien keine mehr vor Ort – weder tagsüber noch nachts.

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