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Frau tötet Stiefvater, aber alle fordern Freispruch

Mit einem einzigen Nackenschuss tötete sie ihren Stiefvater. Doch hunderttausende Menschen fordern ihren Freispruch.

Leo Stempfl
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Valerie Bacot beim Prozessauftakt in Chalon-sur-Saone, Frankreich
Valerie Bacot beim Prozessauftakt in Chalon-sur-Saone, Frankreich
JEFF PACHOUD / AFP / picturedesk.com

630.000 Personen haben die Petition bereits unterschrieben. Diese fordert den Freispruch von Valérie Bacot, die gerade wegen Mordes an ihrem Stiefvater vor Gericht steht. Ihr droht lebenslange Haft, doch die Hintergründe sind etwas komplizierter.

Als die heute 40-Jährige zwölf Jahre alt war, fing der damalige Partner ihrer Mutter damit an, sie regelmäßig zu vergewaltigen. Er wurde deswegen auch zu einer Haftstrafe verurteilt. Wieder in Freiheit, begann alles von vorne. Mit 17 wurde sie vom damals 52-Jährigen das erste Mal schwanger.

Hochzeit

Daraufhin wurde sie von der Mutter aus dem Haus geworfen und heiratete anschließend ihren vormaligen Stiefvater. Mittlerweile haben sie vier gemeinsame Kinder. Von da an eskalierte die Gewalt. Der alkoholkranke, 25 Jahre ältere, prügelte, würgte und bedrohte Valérie regelmäßig. Als Lebensunterhalt zwang er sie zur Prostitution, bot sie Lkw-Fahrern im Familienwagen an.

"Ich musste es beenden", schrieb sie schließlich in ihrem Buch mit dem Titel "Jeder wusste es". Im März 2016 nahm sie die Waffe, mit der sie regelmäßig bedroht wurde und tötete ihn mit einem Nackenschuss. Die "extreme Hölle", die sie selbst durchlebte, wollte sie ihrer 14-jährigen Tochter dadurch ersparen.

Im Raum steht lebenslange Haft, doch ihre Anwälte fordern einen Freispruch. Die 25 Jahre andauernde Gewalt habe sie zu diesem Schritt gedrängt, nur so habe sie selbst überleben können. 

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