Niederösterreich

Frau wartete nach Schlaganfall eine Stunde auf Rettung

Nahe Wien erlitt Rosa M. (73) einen Schlaganfall am Steuer, ihre Tochter verhinderte einen Crash, rief die Rettung. Die kam erst nach einer Stunde.

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Rosa M. (73) musste nach Schlaganfall fast eine Stunde bei Hitze in einem Auto auf Hilfe warten.
Rosa M. (73) musste nach Schlaganfall fast eine Stunde bei Hitze in einem Auto auf Hilfe warten.
PD, privat

Bange und schier endlose Momente für Rosa M. (73, Foto) und ihre Tochter (37): Die zwei Frauen aus Gänserndorf bzw. dem Bezirk Gänserndorf (Tochter ist aus Obersulz) waren am Montag am Weg zum gemeinsamen Mittagessen nach Wien, als die 73-Jährige kurz vor Süßenbrunn (Wien-Donaustadt) am Steuer plötzlich zusammensackte.

Tochter verhindert Unfall

Mit Müh und Not konnte die Tochter einen Unfall verhindern und stellte das Fahrzeug kurz vor der Ortseinfahrt Süßenbrunn, in der Nähe des Golfplatzes, ab. Da die 73-Jährige nicht mehr aufnahmefähig war, wählte die Tochter um 11.21 Uhr den Notruf „144“.

    Rosa M. musste nach Schlaganfall fast eine Stunde auf Hilfe warten.
    Rosa M. musste nach Schlaganfall fast eine Stunde auf Hilfe warten.
    PD, privat

    Beim ersten Anruf sei die Notruf-Disponentin sehr freundlich gewesen. Da nach 25 Minuten noch immer kein Rettungswagen in Sicht gewesen sei und die 73-Jährige nur noch lallte, wählte die 37-Jährige erneut "144". Dort sagte man der Tochter, dass sie jetzt bei der Wiener Rettung sei. Als die 37-Jährige erklärte, dass sie den Notfall bereits vor 25 Minuten gemeldet hätte, wurde die Niederösterreicherin zur niederösterreichischen Rettung verbunden – dann war das Gespräch jäh zu Ende.

    Nach 3 Anrufen kam Rettung aus Wien

    Es folgte ein dritter Anruf. „Meine Nichte wurde dann ernsthaft gefragt, wo sie denn vorher, außer bei 144, angerufen hätte?“, erzählt die Zwillingsschwester der Patientin, Helga V. (73), kopfschüttelnd.

    Nach knapp einer Stunde, die Rosa M. bei Gluthitze im Auto ausharren hatte müssen, kam endlich ein Rettungswagen aus dem 9. Bezirk. Die Sanitäter entschuldigten sich vielmals. "Man wäre von der anderen Seite von Wien gekommen und zudem sei viel Verkehr gewesen", erzählen Tochter und Schwester.

    Die Patientin kam schließlich auf die Stroke Unit (Schlaganfallabteilung) der Klinik Floridsdorf und konnte am Dienstag bereits auf die Normalstation verlegt werden. "Meine Schwester ist am Weg der Besserung. Aber bei Verdacht auf Schlaganfall fast eine Stunde auf die Rettung warten – es waren gute 55 Minuten – macht mich fassungslos und wütend", sagt Helga V.

    "Meine Zwillingsschwester musste mit einem Schlaganfall eine Stunde bei Hitze im Auto warten - und das vor den Toren Wiens" - Herta V. (73), Schwester der Patientin

    "Meine bediente Schwester musste eine Stunde in der prallen Sonne im Auto sitzen, meine Nichte stand hilflos und völlig aufgelöst daneben. Es wurde auch gesagt, dass die Angaben ungenau gewesen wären. Knapp vor der Ortstafel Süßenbrunn, beim Golfplatz, ist nicht genau genug?, fragt die 73-jährige Zwillingsschwester. "Die Blaulichtorganisationen trainieren mit in- und ausländischen Partnern sämtliche Szenarien und Situationen, sind aber offenbar nicht in der Lage, die Grenze zwischen Wien und NÖ zu bezwingen", meint Helga V. abschließend.

    Grundsätzlich sollte laut Wiener Berufsrettung jeder Notfallort innerhalb Wiens binnen acht bis 12 Minuten von einem Rettungswagen erreicht werden. "Notruf 144" rühmt sich damit, nahezu jeden Notfallort in NÖ binnen 15 Minuten zu erreichen. Seit dem Jahr 2010 ist von 98 Prozent die Rede: Also 98 von 100 Notfallorte in NÖ würden in unter 15 Minuten erreicht werden.

    Das sagt Notruf und Rettung

    Laut „144 Notruf NÖ“ sei der Anruf zwei Mal direkt nach Wien weitergeleitet worden. „Das erfolgt immer über eine Schnittstelle. Möglich, dass hier ein technischer Fehler vorlag“, sagte Stefan Spielbichler, Sprecher von "Notruf NÖ", auf Nachfrage. Dies bestätigt im Anschluß auch eine Sprecherin der Wiener Berufsrettung: „Wir klären nun genau ab, ob wir ein technisches Problem hatten. Wir bedauern, dass es so lange gedauert hat und sind sehr froh, dass es der Patientin bereits besser geht."

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