Österreich

Frau wegen zweifachen Mordversuchs vor Gericht

Eine 41-Jährige soll in der Justizanstalt Schwarzau einer Mitinsassin in den Hals gestochen und eine andere Frau gewürgt haben.

Heute Redaktion
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Die Angeklagte am Gericht Wr. Neustadt: Die 41-Jährige musste sich wegen zweifachen Mordversuchs verantworten.
Die Angeklagte am Gericht Wr. Neustadt: Die 41-Jährige musste sich wegen zweifachen Mordversuchs verantworten.
Bild: salpa

Prozess um zweifachen Mordversuch am Gericht Wr. Neustadt: Einer 41-Jährigen aus Leoben (Stmk.) werden gleich mehrere Delikte angelastet. Neben dem zweifachen Mordversuch gegen zwei Mithäftlinge auch Widerstand gegen die Staatsgewalt, schwere Körperverletzung einer Beamtin, tätlicher Angriff auf einen Beamten, Körperverletzung, gefährliche Drohung und Nötigung.

Die Angeklagte bekannte sich am Dienstag teilweise schuldig: Streit und eine Rauferei gab sie zu, den zweifachen Mordversuch stritt sie ab.

Streit um Fernsehprogramm in Zelle

Die 41-Jährige, die sich in der Justizanstalt Schwarzau (Bezirk Neunkirchen) befindet, soll am 25. November 2018 ihre Zellengenossin verletzt haben. Der Streit habe sich immer wieder um das Fernsehen gedreht, weil die andere "immer wieder das gleiche angeschaut hat", berichtete die Angeklagte. Daraufhin habe sie den Stecker gezogen und eine Fernbedienung auf den Kopf bekommen. "Wir haben gestritten und gerauft", schilderte die Steirerin.

Frau wollte schlafen, Mitinsassin drehte Licht nicht ab

Zu Auseinandersetzungen kam es auch, weil die Angeklagte das Licht nicht abdrehte, als ihre Zellengenossin schlafen wollte. Am 5. Dezember 2018 soll die 41-Jährige laut Staatsanwaltschaft mit einem Besteckmesser auf ihre Mitinsassin in der Zweierzelle mit den Worten "i schlitz di auf" losgestürmt sein und ihr einen heftigen Stich versetzt haben, der nur aufgrund der Abwehrbewegungen des Opfers bloß Hämatome und Abschürfungen zur Folge hatte.

Gegen die einschreitenden Justizwachebeamten soll sie sich "massiv zur Wehr gesetzt" haben, sagte die Staatsanwältin. Zudem soll sie bei weiteren Vorfällen in den Folgemonaten bei der Medikamentenausgabe aus Wut einer Justizwachebeamtin einen Becher Wasser ins Gesicht geschüttet und ihre Zellengenossin von hinten an den Haaren gepackt haben. Die Mitinsassin habe ihr "Tabak, Backpapier, Zucker und Butter" gestohlen, deswegen wollte sie mit ihr reden, meinte die 41-Jährige dazu.

"Jetzt hob i di und jetzt bring i di um"

Außerdem soll die Beschuldigte am 18. März 2019 im Freizeitraum eine Inhaftierte von hinten mit beiden Unterarmen am Hals umklammert und beide Unterarme kraftvoll um deren Kehle zusammengedrückt haben, so dass die Frau keine Luft bekam.

Dabei soll die Steirerin gemeint haben: "Jetzt hob i di und jetzt bring i di um." Die 41-Jährige sagte dazu: "Ich bin von mehreren Frauen auf das Übelste beschimpft worden", sie habe es nicht mehr ausgehalten. Deshalb habe sie die Mitinsassin in den Schwitzkasten genommen. "Ich wollte erreichen, dass die Schimpferei endlich aufhört. Die haben mich einfach nicht in Ruhe gelassen", so die Angeklagte. Das Opfer konnte laut Staatsanwaltschaft nur durch das sofortige beherzte Eingreifen einer weiteren Insassin befreit werden. Auch diese Frau soll die Angeklagte daraufhin angegriffen und verletzt haben.

Angeklagte mit Drogenproblemen

Die Beschuldigte aus der Steiermark gab auf Frage der vorsitzenden Richterin Birgit Borns an, seit 20 Jahren ein Drogenproblem zu haben. An das Geld für die Suchtmittel - u.a. Heroin und Kokain - sei sie durch Diebstähle gekommen. Die 41-Jährige ist laut einem Gutachten zurechnungsfähig, aber "massiv für andere gefährlich", sagte die Staatsanwältin. Die Vertreterin der Anklagebehörde beantragte zusätzlich zu einer Strafe die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

Die Schwurgerichtsverhandlung ging nach der Befragung der Angeklagten mit Zeugenbefragungen weiter. Mehrere Insassinnen der Justizanstalt Schwarzau wurden via Videokonferenz einvernommen. Weiters wurde ein Video der Tat gezeigt, bei der die Angeklagte eine Gefangene gewürgt hatte.

Am Nachmittag waren auch Justizwachebeamtinnen im Zeugenstand. Sie beschrieben die Beschuldigte als nicht kooperativ, angriffslustig, schwierig, auffällig und aufbrausend. Bei der mutmaßlichen Messerattacke in der Zelle soll die Frau aus der Steiermark immer wieder "I stich di o" geschrien haben. "Die haben gecatcht" und "sind sich richtig in den Haaren gewesen", schilderte eine 51-jährige Mitarbeiterin. Die Angeklagte "hat erst abgelassen, wie sie gehört hat, dass wir aufsperren", sie wurde in eine Absonderungszelle gebracht.

Beamtin durch Rasierklinge verletzt

Als die Beschuldigte von drei Beamten festgehalten worden war, soll sie sich heftig gewehrt haben. Dabei wurde die 51-Jährige durch eine gebrauchte Rasierklinge, die die Angeklagte in der Faust hielt, an der Hand verletzt. Sie musste fürchten, sich mit Hepatitis C oder HIV angesteckt zu haben, bis das Ergebnis ihres Bluttests schließlich negativ ausfiel.

Die Beamtin, die seit dem Vorfall psychologische Behandlung in Anspruch nimmt und laut dem Gutachter Manfred Walzl an einer Belastungsstörung leidet, schloss sich mit 7.700 Euro als Privatbeteiligte dem Verfahren an. Weiters machte sie ein Feststellungsbegehren für künftige Folgen geltend. Dazu äußerte sich die Angeklagte vorerst nicht. Eine andere Beamtin schilderte, dass ihr die Beschuldigte bei der Medikamentenausgabe einen Becher Wasser ins Gesicht geschüttet hatte.

Die Verhandlung wird nächste Woche fortgesetzt, am 24. September ist auch ein Urteil geplant.