Österreich

Frauen erhalten um 42,35 Prozent weniger Pension

Equal Pension Day fällt in Österreich auf den 29. Juli. Der Tag macht auf die enorme Pensionslücke aufmerksam.

Heute Redaktion
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Graffiti am Yppenplatz der französischen Künstlerin Zabou: Die mexikanische Künstlerin Villana, das amerikanische Model Yara Shahidi und die Sängerin Björk reichen sich die Hände.
Graffiti am Yppenplatz der französischen Künstlerin Zabou: Die mexikanische Künstlerin Villana, das amerikanische Model Yara Shahidi und die Sängerin Björk reichen sich die Hände.
Bild: Denise Auer

Der "Equal Pension Day" markiert jenen Tag, an dem Männer bereits so viel Pension bekommen haben, wie Frauen erst bis zum Jahresende erhalten haben werden. Dieser Tag fällt 2019 österreichweit auf den 29. Juli. Damit wurde im Vergleich zum vergangenen Jahr ein Tag gewonnen – und damit die Pensionslücke zwischen Männern und Frauen ("Gender Pension Gap") um einen Tag verringert. Die Schere zwischen Männer- und Frauenpension ist größer als die Einkommensschere!

Bundesländervergleich: Kleine Verbesserungen in Wien

Seit fünf Jahren berechnet die Statistikabteilung der MA 23 (Wirtschaft, Arbeit, Statistik) und MA 57 (Frauenservice) die Differenzen der Pensionen in Österreich. Am besten haben sich diese in Wien entwickelt, gefolgt von Burgenland und Niederösterreich. Zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede. So liegt der Equal Pension Day in Vorarlberg (6. Juli) mehr als eineinhalb Monate vor jenem in Wien (30. August).

Differenz 2015-2019 2015

Wien +9 Tage 21.08.

Burgenland +6 Tage 15.07.

Niederösterreich +4 Tage 21.07.

Österreich +3 Tage 26.07.

Salzburg +3 Tage 25.07.

Vorarlberg +3 Tage 03.07.

Oberösterreich +2 Tage 07.07.

Steiermark +2 Tage 21.07.

Kärnten +1 Tag 02.08.

Tirol +1 Tag 19.07.

Nur zwei Prozent erreichen 45 Beitragsjahre

Der durchschnittliche Rückstand (Gender Pension Gap) beträgt bei den (2017) neu zuerkannten Alterspensionen von Frauen 43 Prozent zu den Männerpensionen. Dafür gibt es mehrere Gründe:

Frauen haben im Schnitt 10 Beitragsjahre weniger als Männer, größtenteils bedingt durch betreuungsbedingte Erwerbsunterbrechungen – denn das durchschnittliche Antrittsalter zur Alterspension unterscheidet sich nur durch rund 3 Jahre. Das österreichische Sozialversicherungssystem bestraft jedes fehlende Jahr: bei den 2017 neuzuerkannten Alterspensionen erreichten nur 2 Prozent der Frauen, aber auch nicht mehr als 52 Prozent der Männer jene 45 Versicherungsjahre, die 80 Prozent des durchschnittlichen Monatseinkommens als Pension garantieren.

Dazu kommt die Lohnschere: Frauen verdienen in Österreich in Vollzeit für die gleiche Tätigkeit 22,2 Prozent weniger als Männer in derselben Position, was deutlich über dem EU-Durchschnitt von 16,7 Prozent liegt. Ein segregierter Arbeitsmarkt: Frauen arbeiten oft in sogenannten Frauenbranchen, die wesentlich schlechter bezahlt sind als Branchen, in denen vorwiegend Männer arbeiten. Auch das trägt zur Lohndifferenz bei.

Lineal als Pensionsrechner: Jede Stunde zählt

Ein wesentlicher Grund für die schlechten Frauenpensionen sind auch die hohen Teilzeitraten bei Frauen. In allen Bundesländern finden Verteilaktionen und Aufmerksamkeitskampagnen statt. In Wien werden auf der Mariahilferstraße Info-Broschüren zum Thema verteilt. Eines ist klar: je länger Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitphasen ausfallen, desto niedriger wird die Pension und damit das Lebenseinkommen. Kurzfristige Entscheidungen für Teilzeitarbeit haben oft langfristige Folgen wie armutsgefährdende Alterspensionen. Jede Wochenstunde, die Frauen also mehr arbeiten, wirkt sich positiv auf das Lebenseinkommen aus, sichert Unabhängigkeit und Lebensstandards, auch im Alter.

"Frauen verrichten den Großteil unbezahlter Haus- und Betreuungsarbeit und können dann trotz jahrelanger Berufstätigkeit nicht von ihrer Pension leben", kritisiert Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger. "Auch wenn der Gender Pension Gap leicht verbessert werden konnte, werden wir auf diese Ungleichheit hinweisen, bis der Equal Pension Day an Silvester gerückt ist." "Altersarmut betrifft noch immer vor allem Frauen. Das ist alarmierend", sagt dazu Wiens Frauenstadträtin Kathrin Gaal.

Pensionsberatung der Arbeiterkammer

Informationen des Bundeskanzleramtes auf help.gv.at



(no)