Wirtschaft

Frauen-Power für die heimische Wirtschaft

Heute Redaktion
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Von Wolfgang Beigl - Vor dem Weltfrauentag am 8. März versammelte sich eine hochkarätige Runde der heimischen Top-Wirtschaftsfrauen zum spannenden „Heute"-Talk, um Frauen Tipps zu geben, wie sie erfolgreich in Führungspositionen gelangen können.

Zwar haben in den heimischen Unternehmen immer mehr Frauen das Sagen, jedoch steigt der Frauenanteil in Führungspositionen nur langsam. Warum das so ist und wo angesetzt werden kann, diskutierten neun Business-Frauen mit "Heute"-Magazin-Ressortleiterin Marion Nachtwey.

Heute: Am Sonntag ist Weltfrauentag. Werden wir ihn in hundert Jahren überhaupt noch brauchen?

Susanne Raab (Bundesministerin für Frauen und Integration): Ich finde es großartig, dass es ihn gibt und bin auch dafür, dass es ihn noch lange gibt. Nicht nur um auf die Defizite hinzuweisen, die es sicher noch in der Gleichstellung von Mann und Frau gibt. Wobei wir in Österreich in den letzten Jahrzehnten schon viel in der Frauenpolitik erreicht haben, aber fertig sind wir noch lange nicht. Aber auf jeden Fall ist er gut, um auf Potenziale hinzuweisen und tolle Frauen vor den Vorhang zu holen. Und um jedem zu vermitteln, was die Gleichstellung von Mann und Frau bedeutet.

Martina Hörmer (Geschäftsführerin Ja!Natürlich): Aus österreichischer Sicht wünsche ich mir, dass es in hundert Jahren keinen Frauentag benötigen würde. Selbst in Österreich sind wir noch nicht so weit, dass überall Gleichberechtigung herrscht.

"Selbst in Österreich herrscht nicht überall Gleichberechtigung"

Die "Heute"-Gipfelgespräche

"Heute" stellt eine neue Ausgabe der Veranstaltungsreihe "Gipfelgespräche", in der die Top-Experten des Landes zu Wort kommen. Im 57. Stock des Mélia Vienna im DC Tower, dem höchsten Gebäude Österreichs, diskutieren die wichtigsten Branchenvertreter in regelmäßigen Abständen die Topthemen, Zukunftschancen und Trends, um sie mit Ihnen, den "Heute"-Leserinnen und Lesern, zu teilen.

Ich kann mich erinnern, als meine Mutter, die in ihrer Zeit in den 1970ern schon studiert hatte und selbstständig war, meinen Vater noch fragen musste, ob sie berufstätig sein kann. So lange ist das nicht her. Insofern ist es wichtig, sich das in Erinnerung zu rufen und auf Ungleichgewichte aufmerksam zu machen. Wir, die wir in Führungspositionen sind, können in der Berufswelt einiges bewegen und auch als Vorbild für andere erscheinen.

"Weibliche Führungskräfte vor den Vorhang holen"

Monika Racek (Vorstandsvorsitzende Admiral Casinos): Es hat mich nachdenklich gestimmt, dass es offenbar einen Rückgang gibt, was Frauen in Führungspositionen betrifft. In den Aufsichtsräten und Kontrollgremien ist man auf einem guten Weg, aber in den Exekutiv-Funktionen ist ein Rückgang zu bemerken. Ich habe mir die Frage gestellt, warum das so ist. Vielleicht mangelt es an weiblichen Role Models. Offenbar gibt es da noch Potenzial, weibliche Führungskräfte vor den Vorhang zu holen, damit junge Frauen Angst ablegen und auch diesen Weg zu beschreiten.

Kathrin Wacker (Microsoft Österreich Geschäftsleitung): Jeden Weltfrauentag zelebriere ich mit meinen Mädchen, wir machen etwas, was früher nur Männer durften. Das letzte Mal gingen wir in eine altehrwürdige Bar und haben Cocktails getrunken. Bei uns gibt es einen natürlichen Umgang damit, aber es gibt noch Länder, wo es anders aussieht.

Marlies Rumpold-Preining (Red Hat Synergy Leader IBM Dach): In Österreich gibt es viele Chancen, aber noch nicht das Confidence-Level von Frauen, dass sie sich das zutrauen - gerade in IT-Berufen, gerade in klassisch männlichen Bereichen. Das Vertrauen zu fördern, ist ein wichtiger Aspekt des Weltfrauentags. Es geht nicht nur um unser Können, sondern das Zutrauen und das Einfordern.

Sabine Usaty (Uniqa Vorstand): Wenn ich mir die jüngeren Generationen ansehe, wie die das Recht der Frauen sehen: "Der Mann ist meine Pensionsvorsorge" - und kein Bewusstsein dafür, dass Ehen scheitern können. Dann kommt die Frage der Altersarmut. Viele Frauen werden dort hineinfallen. Es gibt kein gesetzliches Pensionssplitting. Das wäre ein Riesenwunsch von mir an die Politik. Du hast als Frau das Thema der Kindererziehung, du hast aber keine Betreuungseinheiten, um das zu gewährleisten, also musst du Teilzeit arbeiten, hast weniger Geld und um 34 Prozent weniger Pension als Männer. Diese Runde ist eine Minderheit und dessen müssen wir uns bewusst sein. Wir sind sehr privilegiert.

"Vertrauen zu fördern als Aspekt des Weltfrauentags"

Caroline Palfy (Geschäftsführung Cetus Baudevelopment): In der Baubranche bekomme ich mit: Mann und Frau unterscheiden sich nur biologisch. Sonst arbeite ich tagtäglich mit Männern. Ich sehe keinen Unterschied, außer dass wir teilweise sozial kompetenter sind und in einem Team arbeiten können, weil wir uns zurücknehmen können. Ich hoffe nicht, dass es den Weltfrauentag geben muss. Aber ich habe ihn noch nie so betrachtet, dass wir uns sichtbar machen müssen. Für mich als Jugendliche war immer das Schlimmste zu sehen, dass meine Mutter meinen Vater jede Woche um 500 Schilling bitten und erklären hat müssen, wofür sie das Geld braucht. Das ist 30 Jahre her.

"Es gibt verdeckte Netzwerke, zu denen wir keinen Zugang haben"

Valerie Hackl (Austro Control Vorstand): Ich würde mir wünschen, dass der Equal Pay Day am 31.12. stattfindet. Das wäre eine Errungenschaft. Und dass es dann einen Weltmännertag gibt, weil das Pendel so weit in eine andere Richtung ausgeschlagen hat, dass auch diese Gattung Mensch vor den Vorhang zu heben ist, um einen Ausgleich zu schaffen.

"Es führen Persönlichkeiten und nicht Geschlechter"

In meinem Umfeld stellte ich fest, dass fast in Vergessenheit gerät, was Vorgänger-Generationen aufgebaut haben. Das ist der Punkt, an dem die Armutsfallen oder Teilzeit-Fallen zuschlagen - Fallen, die man auf den ersten Blick nicht sieht, weil man sich ihrer nicht bewusst ist. Vermeintlich können wir alle das Gleiche erreichen. Das stimmt für Einzelne. Aber es trifft nicht auf alle zu. Die Statistiken zeigen, dass wir noch weit davon weg sind, was Gleichberechtigung angeht. Bis hin zu Netzwerken, die noch immer existieren, die verdeckt sind, zu denen wir gar keinen Zugang bekommen, was hochspannend ist, da es in modernen Zeiten noch immer der Fall ist.

Bettina Glatz-Kremsner (Generaldirektorin Öst. Lotterien): Ich bin in Ungarn aufgewachsen. Dort gab es den Frauentag immer, es war ein besonderer Tag der Wertschätzung an Frauen. Da ging es weniger um Gleichstellung. Ich habe meine Karriere dem Aufwachsen in Ungarn zu verdanken. Dort war es damals üblich, dass Frauen arbeiten und Spitzenpositionen erreicht haben. Nachträglich weiß ich, dass es wichtig ist, mit einem gewissen Selbstverständnis aufzuwachsen. Es muss nicht jede Frau Karriere machen - aber wenn man sie machen will, soll man das Gefühl im Kopf haben, dass man sie machen kann.

Heute: Apropos Karriere, wie haben Sie es bis ganz nach oben geschafft?

Bettina Glatz-Kremsner: Ich habe nicht den Wunsch gehabt, die große Karriere zu machen. Aber ich habe immer gern Verantwortung übernommen. Es führen Persönlichkeiten und nicht Geschlechter.

"Wichtig ist es für Frauen, Grenzen zu überwinden"

Valerie Hackl: Ich wollte Fluglotsin werden. Leider habe ich die Aufnahmeprüfung nicht geschafft. Ein Element, das geholfen hat, war, dass ich Leistungssportlerin war. Ich habe in der Schule Rhythmische Sportgymnastik gemacht. Disziplin und Zielstrebigkeit heißt nicht, dass ich weiß, was ich in den nächsten Jahren machen möchte. Es reicht, wenn man den nächsten Schritt kennt. Das sind die Zutaten, die man braucht.

Caroline Palfy: Ich wusste, dass ich technisch begabt bin. Innenarchitektur, Architektur generell, hat mich interessiert. Ich wäre ein brotloser Rechtsanwalt, weil ich es nicht könnte. Ich hatte auch sehr tolle männliche Vorgesetzte, die mich immer gefordert haben. Es war viel Fleiß, aber auch Glück dabei.

Marlies Rumpold-Preining: Ich hatte immer Spaß daran vorne zu stehen, war zwei Jahre Schulsprecherin in der AHS. In der Schule habe ich das nie so empfunden, dass es als Frau vielleicht schwieriger ist. Dass man an eine Grenze kommt und einen Weg findet, um sie zu überwinden. Das ist für mich ein wichtiges Element, um als Frau den Weg zu machen. Es wird einem nicht alles in den Schoß gelegt.

Kathrin Wacker: Die IT-Branche hatte ich nie wirklich im Visier, aber den Mut des Entdeckers. Ich hatte nie den Anspruch auf eine Führungspostion, ich war immer neugierig und wollte wissen, wie etwas funktioniert. Das ist bis heute so.

"Doppelbelastung: Auch Männer können sich um Kinder kümmern"

Caroline Palfy: Ich wusste, dass ich technisch begabt bin. Innenarchitektur, Architektur generell, hat mich interessiert. Ich wäre ein brotloser Rechtsanwalt, weil ich es nicht könnte. Ich hatte auch sehr tolle männliche Vorgesetzte, die mich immer gefordert haben. Es war viel Fleiß, aber auch Glück dabei.

Sabine Ustay: Ich war ein sehr schüchternes Kind. Die Erkenntnis: dass ich selber meine Ängste überwinde, aus der Komfortzone zu gehen. Das ist ein Gen, das ich sicher habe.

"Man wächst besonders an den negativen Erfahrungen"

Monika Racek: Ich habe nie geplant, CEO zu werden, wollte aber immer Verantwortung übernehmen, mich selbst challengen, einen steinigen Weg zu gehen. Da gab es natürlich Rückschläge. Man wächst insbesondere an den negativen Erfahrungen. Ich bin in einem von Männern dominierten Bereich tätig. Die klassischen Rollenzuschreibungen gibt es noch immer. Das ist erschütternd. Sobald man schwanger ist, wird man in die Schublade "Mutter" geschoben. Da muss man Mut haben. Ich war nicht wirklich in Karenz, acht Monate daheim, habe Termine angenommen.

Martina Hörmer: Ich habe auch einen Sohn. Wir haben die Rollen gewechselt. Mein Mann hat gesagt, er macht Lady-Work. Das war damals auch nicht üblich. Männer sind wunderbare Väter. Kinder lernen ganz andere Dinge von Männern. In die Debatte Doppelbelastung gehört auch das Thema, dass Männer sich auch um Kinder kümmern können. Es sollte nicht die Ausnahme sein. Wenn Männer in der Karriere zurücktreten, werden sie in der Arbeitswelt schräg angesehen. Die Quote ist relativ gering. Ich habe nie eine Karriere geplant. Man muss zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen treffen. Man kann Dinge gestalten, wenn man es will.

Susanne Raab: Ministerin zu werden war sicherlich nicht der Plan. Wenngleich ich mich immer für Politik begeistert habe. Ich war Universitätsassistentin und wollte eigentlich Professorin werden. Ich war froh, dass ich den Doktor gemacht habe, denn ich habe gesehen, dass ich in der Wissenschaft nicht zu den besten gehöre. Ich wollte dorthin, wo man die Gesetze macht, und nicht, wo man über die Gesetze schreibt.

"Ängste überwinden und nächsten Schritt tun"

Habe mich im Innenministerium für die Legistik beworben, bin es nicht geworden. Dann dachte ich mir: Fängst halt als Referentin an. Bin dann im Asylwesen gelandet und war zuständig für das Asylrecht. Das hat mir Spaß gemacht. Mit 33 Sektionschefin zu werden, war auch nicht immer leicht, aber wenn man sich in der Sache und im Inhalt gut auskennt und Kompetenz aufweist, kann man aus dem Vollen schöpfen. Ängste zu überwinden und mit dem richtigen Selbstverständnis die Aufgabe angehen, darum geht es.

Heute: Vielen Dank für das interessante Gespräch!