Der vom Klimawandel verursachte Anstieg des Meeresspiegels bedroht nicht nur den Lebensraum von Millionen Menschen, sondern auch das Kulturerbe. Gemäß einer Studie Innsbrucker und deutscher Forscher würde eine globale Erwärmung um drei Grad rund ein Fünftel aller UNESCO-Welterbestätten gefährden - darunter die Freiheitsstatue, den Tower in London oder Venedig.
würde eine globale Erwärmung um drei Grad rund ein Fünftel aller UNESCO-Welterbestätten gefährden - darunter die Freiheitsstatue, den Tower in London oder Venedig.
Im Herbst hat der publiziert.
Ben Marzeion vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Uni Innsbruck und Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Deutschland) haben für einen Zeitraum von 2.000 Jahren den zu erwartenden Anstieg des Meeresspiegels modelliert und untersucht, in welchen Regionen UNESCO-Weltkulturstätten in den kommenden Jahrhunderten gefährdet sind.
136 Standorte unter dem Meeresspiegel
Schon jetzt liegt die globale Durchschnittstemperatur um fast ein Grad Celsius über jener der vorindustriellen Zeit. Bleibt das so, sind weltweit 40 der über 750 Kulturdenkmäler, die die UNESCO auf ihrer Liste des Welterbes führt, vom steigenden Meeresspiegel bedroht. Sollte die Temperatur um drei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau steigen, wäre ein Fünftel der Welterbestätten gefährdet: "136 Standorte würden auf lange Sicht unter dem Meeresspiegel liegen", so Marzeion. Gezeiten und Sturmfluten könnten schon viel früher Folgen für die Kulturstätten haben.
Langer Beobachtungszeitraum ...
Die Forscher berücksichtigten in ihrer Studie den regional unterschiedlichen Anstieg der Meere. Dass in der Studie ein so langer Betrachtungszeitraum von 2.000 Jahren gewählt wurde, begründet Marzeion mit den "geringeren Unsicherheiten, weil viele Prozesse dann als im Gleichgewicht angenommen werden können". So sei es einfacher zu bestimmen, wie viel Wärme der Ozean im neuen Gleichgewichtszustand aufgenommen haben wird, so der Wissenschafter.
... für mehr Präzision
Zudem ließen sich auf so langen Zeitskalen die Daten gut mit Rekonstruktionen aus der Vergangenheit verifizieren. "Zum Beispiel war der Meeresspiegel in der letzten Warmzeit vor rund 100.000 Jahren etwa fünf bis acht Meter höher als heute, und das entspricht auch den Ergebnissen unseres Modells bei ein bis zwei Grad höheren Temperaturen", so Marzeion.
Zahlreiche Länder unter Wasser
Die vom Meeresspiegelanstieg betroffenen Kulturdenkmäler sind ein plakativer Fingerzeig für die Bedrohung der Siedlungsgebiete von Millionen von Menschen an den Küsten. Bei einer globalen Erwärmung um drei Grad könnten bereits bis zu zwölf Länder der Welt mehr als die Hälfte ihrer derzeitigen Landfläche verlieren, rund 30 Länder ein Zehntel ihrer Fläche. Betroffen sind besonders Inselstaaten im Pazifik, Indischen Ozean und der Karibik.
600 Mio. Menschen brauchen neues Zuhause
"Ein Großteil der Menschen wird diese Inseln wohl langfristig verlassen müssen, und damit könnte auch ein Großteil ihrer Kultur über kurz oder lang verloren gehen", so Marzeion. Sieben Prozent der heutigen Weltbevölkerung lebt in Regionen, die bei einem globalen Temperaturanstieg um drei Grad ohne entsprechende Gegenmaßnahmen letztendlich unter dem Meeresspiegel liegen werden. Würde das Wasser heute schon so hoch stehen, wären mehr als 600 Millionen Menschen betroffen und müssten sich eine neue Heimat suchen.
Vor allem in Südostasien mit seinen dicht besiedelten Küsten aber auch in den USA, etwa in Florida, wird sich der Meeresspiegelanstieg besonders stark auswirken. Diese langfristigen und gewaltigen Veränderungen an den Küsten würden auch das kulturelle Gefüge entscheidend verändern. "Wenn wir den Klimawandel nicht begrenzen, werden die Archäologen der Zukunft einen großen Teil unseres Kulturerbes in den Meeren suchen müssen", sagt Marzeion.
Schiefer Turm von Pisa überflutet
Zu diesen zumindest teilweise unter Wasser liegenden Welterbestätten werden der Studie zufolge die heutigen archäologischen Ausgrabungen von Pompeji und Karthago, die Amalfi-Küste, die historischen Zentren von Istanbul, Neapel, Amsterdam und Sankt Petersburg, Mont-Saint-Michel, die Altstädte von Dubrovnik und Korfu, der Domplatz von Pisa mit dem Schiefen Turm, die Osterinseln mit ihren Moai, die Freiheitsstatue, das Opernhaus von Sydney, der Tower und Westminster Abbey in London sowie Venedig zählen.