Österreich

Freispruch für Arzt: Er soll Kinder gequält haben

Knalleffekt in der Justiz: Gutachter erklärten Eduard L. für zurechnungsfähig, dennoch wurde er jetzt freigesprochen.

Heute Redaktion
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Eduard L. ist freigesprochen.
Eduard L. ist freigesprochen.
Bild: Erwin Scheriau

Viele Beobachter sind geschockt, für das Gericht ist es klar: Der oststeirische Arzt wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen. Die Entscheidung des Richters ist noch nicht rechtskräftig.

Der wohlhabende Arzt aus einer kleinen Ortschaft am steirischen Wechsel ist der Bruder eines prominenten ÖVP-Politikers. Der 54-Jährige musste sich vor Gericht verantworten, weil er seine vier mittlerweile erwachsenen Kinder jahrelang gequält haben soll.

Nägel in Penis gerammt

Eduard L. habe seine Familie gezwungen, verdorbene Lebensmittel zu essen. Mit einer der Töchter habe er "geschmust", einer anderen habe er als Neunjährige eine geladene Waffe "zur Verteidigung vor Einbrechern" gegeben.

Beim Prozess am Landesgericht in Graz gab der Beschuldigte sogar zu, sich absichtlich einen Schraubenzieher in den Bauch gerammt zu haben, den eines der Mädchen herausziehen musste. Er habe sich Nägel in den Penis geschlagen (davon gibt es ein Foto) und sein Sohn musste ihm mit zehn Jahren Spritzen setzen. Eduard L. soll seinen Sprösslingen auch schon früh Zigaretten gegeben, damit sie später keine Lust mehr aufs Rauchen hätten.

Rosenkrieg?

Die Kinder wünschten sich, dass sie nach dem Prozess endlich mit dem Thema abschließen könnten. Sie seien stark traumatisiert. Mit dem Urteil hätten wohl auch sie nicht gerechnet.

Das Gericht sah in dem Prozess jedoch einen "verspäteten Rosenkrieg". Die Frau hätte mit den Kindern versucht, dem Mann Taten anzuhängen, die so gar nicht passiert sind. Richter Andreas Rom begründete sein Urteil folgendermaßen: "Es ist zwar in der Familie viel passiert, aber aus den Akten und den heutigen Aussagen findet man keinen Anhaltspunkt, dass die Handlungen mit derartiger Intensität begangen wurden, dass es strafbar ist."

(slo)