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"Freunde" filmten 22-Jährigen beim Ertrinken

Drei junge Franken füllten ihren 22-Jährigen Freund ab und filmten ihn, als er in einem Kanal ertrank, anstatt ihm zu helfen. Nun kam es zum Prozess.

Leo Stempfl
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Der Rettungsdienst des Bayrischen Roten Kreuzes konnte nichts mehr für ihn tun.
Der Rettungsdienst des Bayrischen Roten Kreuzes konnte nichts mehr für ihn tun.
Nicolas Armer / dpa / picturedesk.com

Es sah alles nach einem tragischen Unglück aus. Am 12. September 2020 stürzte ein stark alkoholisierter 22-Jähriger in einen Kanal in Weiden in der Oberpfalz. Taucher konnten ihn erst am darauffolgenden Morgen tot bergen. Wochen später gab es dann eine überraschende Wendung.

Denn unmittelbar vor dem Zeitpunkt des Geschehens soll der junge Mann nicht alleine gewesen sein, wie "Spiegel Online" schreibt. Zuvor besuchte er mit drei Freunden eine Shisha-Bar. Dort tranken sie reichlich Alkohol, einer von ihnen war der Fahrer. Am meisten dürfte eben jener 22-Jähriger getankt haben.

"Der ertrinkt gerade"

Immer wieder mussten die "Freunde" ihn am Weg zum Parkhaus von der Straße ziehen, er konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Dort angekommen war er plötzlich verschwunden. Sie fanden ihn nass und wimmernd am Ufer des nahegelegenen Kanals, fingen an zu lachen und ihn zu filmen.

"Mir geht's so schlecht" soll auf einer Aufnahme zu hören sein. Erfolglos versucht er, sich aufzurichten, doch beim Versuch stürzt er erneut ins Wasser. Auch davon wurde ein Video angefertigt. Schließlich ließen sie ihn alleine. "Der ertrinkt gerade", soll einer der Beteiligten wenig später in einem Chat geschrieben haben.

Erst am darauffolgenden Morgen begannen sie sich zu sorgen. Sie schrieben ihm ein "Lebst Du noch?" Doch da war er bereits ertrunken.

Prozess

Am Freitag kam es deswegen zum Prozess am Landgericht Weiden. Sein damaliger bester Freund (24 Jahre alt) wurde wegen Aussetzung mit Todesfolge zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, die mittlerweile 22-Jährige fasste viereinhalb Jahre aus. Der Fahrer erhielt sechs Monate bedingte Haft wegen unterlassener Hilfeleistung, er selbst war nicht am Kanal.

Der beste Freund fasste ein höhere Strafmaß aus, weil er eigentlich ein besonderes Interesse daran gehabt haben müsste, dem 22-Jährigen zu helfen. Die Verteidiger kündigten Berufung an, es gilt deswegen weiterhin die Unschuldsvermutung.

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