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Frieden in Sicht? Das sagt Ukraines Präsident Selenski

Friedensgespräche nur eine Farce? Die russische Invasion geht weiter, die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand. Die EU will Kiew unterstützen.

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Moskau und Kiew wollen sich am Montagmorgen zu Friedensgesprächen treffen. Ukraines Präsident Selenski setzt jedoch nur wenig Hoffnung.
Moskau und Kiew wollen sich am Montagmorgen zu Friedensgesprächen treffen. Ukraines Präsident Selenski setzt jedoch nur wenig Hoffnung.
Sipa Press / Action Press/Sipa / picturedesk.com

Während russische Truppen ihre Angriffe auf die Ukraine fortsetzen, wollen sich Moskau und Kiew an diesem Montagmorgen zu Friedensgesprächen treffen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski machte aber klar, dass er nur wenig Hoffnung in die Verhandlungen setze.

EU setzt Moskau unter Druck

Die Europäische Union erhöhte den Druck auf Russland. Die ukrainischen Streitkräfte sollen Waffen und Ausrüstung im Wert von einer halben Milliarde Euro erhalten. Das Material soll über einen polnischen Logistikstützpunkt in die Ukraine gebracht werden, die EU-Verteidigungsminister wollten an diesem Montag die Details beraten. Zudem setzte die EU Sanktionen gegen die russische Zentralbank in Kraft. US-Präsident Joe Biden will an diesem Montag mit Verbündeten und Partnern über das weitere Vorgehen sprechen.

Ukraines Widerstand "heldenhaft"

Die russischen Truppen lieferten sich auch in der Nacht zum Montag schwere Gefechte mit den ukrainischen Verteidigern. Nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums wird der Vormarsch der Russen aber von heftiger Gegenwehr gebremst. "Die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Ministeriums am Sonntag in einem Briefing für Journalisten. "Das ist heldenhaft, das ist inspirierend, und das ist für die Welt sehr deutlich zu sehen." Man beobachte zudem "Treibstoff- und Logistikengpässe" der russischen Truppen, hieß es.

"Lasst es uns versuchen"

Für die Friedensgespräche in der belarussischen Region Gomel an der Grenze zur Ukraine seien von Kiew keine Bedingungen gestellt worden, hatte das ukrainische Präsidialamt mitgeteilt. Der ukrainische Präsident sagte: "Ich glaube nicht an ein Ergebnis dieses Treffens, aber lasst es uns versuchen." Weder Selenski noch Russlands Präsident Wladimir Putin werden an dem Treffen teilnehmen, beide schicken eine Delegation.

Zugleich wird darüber spekuliert, dass Russlands Partnerland Belarus mit eigenen Soldaten in den Krieg zieht. Fallschirmjäger sollen den Befehl bekommen haben, am Morgen in die Ukraine zu fliegen, berichtet die ukrainische Agentur Unian. Dabei hatte der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko nach Angaben Selenskis noch am Sonntag versichert, nicht in den Krieg eingreifen zu wollen.

Putins Atom-Drohung als "Ablenkungsmanöver"

Der britische Premier Boris Johnson sieht hinter der indirekten russischen Drohung mit Nuklearwaffen ein Ablenkungsmanöver von den Schwierigkeiten, mit denen das russische Militär beim Einmarsch in die Ukraine zu kämpfen hat. Putins Truppen träfen auf mehr Widerstand, als dieser erwartet habe, sagte Johnson am Sonntagabend und fügte hinzu: "Das ist ein desaströses, missratenes Unternehmen." Auch nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums wird der Vormarsch der Russen von heftiger Gegenwehr der Ukrainer gebremst.

Putin hatte das Militär zuvor angewiesen, die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere Alarmbereitschaft versetzen zu lassen. Die Ankündigung wurde als Drohung mit dem Atomwaffenarsenal aufgefasst, obwohl Putin in einem vom Kreml verbreiteten Video nicht explizit davon gesprochen hatte.

352 getötete ukrainische Zivilisten

Unterdessen sollen von der Krim aus viele Bomber und Jagdflugzeuge Richtung Ukraine gestartet sein. Kiew, die Städte Mykolajiw und Cherson im Süden sowie Charkiw im Osten sollen zu den Zielen gehören, wie die ukrainische Agentur Unian berichtete. Diese Informationen ließen sich nicht unabhängig prüfen. Das Innenministerium der Ukraine hatte am Sonntagabend 352 getötete Zivilisten gemeldet, darunter seien 14 Kinder. 1684 Menschen seien verwundet, darunter 116 Kinder.

Die Verluste der russischen Armee steigen nach ukrainischen Angaben weiter. Seit Beginn des Krieges mit der Ukraine soll die russische Seite einen "Verlust" von etwa 4.500 Soldaten zu verzeichnen haben, wie der ukrainische Generalstab am Sonntagabend erklärte. Außerdem seien Hubschrauber, Panzer und weitere militärische Fahrzeuge zerstört worden. Auch diese Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen. Russland räumte eigene Opfer beim Krieg gegen die Ukraine ein, ohne jedoch Zahlen zu nennen.

UNO-Dringlichkeitssitzung am Montag

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen wird sich noch an diesem Montag in einer seltenen Dringlichkeitssitzung mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine beschäftigen. Westliche Staaten hoffen, dass bei dem Treffen ab 16 Uhr/MEZ möglichst viele der 193 Mitgliedsländer den Angriffskrieg Russlands verurteilen und damit die weltweite Isolation der russischen Führung sichtbar machen.