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Horror vs. Hollywood im Friedhof der Kuscheltiere

Über weite Strecken eine würdige Stephen-King-Verfilmung, die im Finale zu schwächeln beginnt.

Heute Redaktion
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Zwei Teile Horror, ein Teil Hollywood – zwei Akte lang schraubt der neue "Friedhof der Kuscheltiere" den Gänsehaut-Pegel mit konsequent niedrigem Tempo nach oben, im dritten und letzten gewinnt jedoch das Popcorn-Kino die Oberhand.

Aber eines nach dem anderen: Grusel-Großmeister Stephen King veröffentlichte seinen Roman "Pet Sematary" (die falsche Schreibweise ist Absicht) 1983 und landete damit einen der größten kommerziellen Erfolge seiner Karriere. Sechs Jahre später folgte die erste Verfilmung, die King angeblich mit einem besonderen Schulterklopfer adelte. Er bezeichnete sie, so will es die Legende, als einzige Adaption seiner Werke, die ihm beim Ansehen Angst einflößte. Stanley Kubricks "Shining" hatte zu diesem Zeitpunkt bereits knapp zehn Jahre auf dem Buckel – King hasste den Film allerdings.

Familienangelegenheit

"Pet Sematary" befasst sich mit dem Tod. Das mag für ein Buch aus dem Horror-Genre nicht überraschend klingen, so detailliert und konzentriert wie hier hat sich King aber selten mit dem Thema auseinandergesetzt. Beim ausführlichen Schwadronieren, wie immer mit reichlich Lokalkolorit aus dem ländlichen Maine angereichert, lässt er die Perspektiven, Ansichten und Erfahrungswelten einer vierköpfigen Familie aufeinanderprallen...

Das Kind, das durch den Verlust seines Haustiers erste Erfahrungen mit dem Tod macht. Der rationale Vater, der nicht an Himmel und Hölle glaubt. Die traumatisierte Mutter, die sich vor den Dämonen ihrer Kindheit fürchtet. Und der kleine Bub, der noch nichts davon begreifen muss.

Der Trailer von "Friedhof der Kuscheltiere":

Guter Beginn

Das alles ins Medium Film zu übersetzen gelingt dem Regie-Duo Kevin Kölsch und Dennis Widmyer relativ gut. Relativ, weil es unmöglich ist, mehrere hundert Seiten in 90 Leinwand-Minuten zu pressen. Gut, weil das langsame Heranführen an den Horror und der Leidensweg des Protagonisten Louis Creed (Jason Clarke) dem Text gerecht wird.

Louis zieht mit seiner Familie von Boston in eine Kleinstadt am Land, um statt Spätschichten in der Unfallambulanz eine ruhige Kugel auf einer College-Krankenstation zu schieben. Doch irgendetwas stimmt nicht mit dem neuen Zuhause der Creeds. Ein verstorbener Patient verfolgt Louis in seinen Träumen, während Ehefrau Rachel (Amy Seimetz) von Visionen ihrer toten Schwester geplagt wird.

Die achtjährige Ellie Creed (Jeté Laurence) entdeckt die Quelle des Unheils schließlich im letzten Winkel des riesigen Grundstücks: Ein Haustierfriedhof, der zu einer verborgenen indianischen Begräbnisstätte führt. Angeleitet von seinem mysteriösen Nachbarn Jud (großartig: John Lithgow) begräbt Louis dort die überfahrene Katze der Familie – die daraufhin quicklebendig aber mit bösem Temperament zur heimischen Veranda zurückfindet. Als seine Tochter kurz darauf bei einem Autounfall stirbt, kann Louis nicht widerstehen und verscharrt sie ebenfalls hinter dem "Pet Sematary".

Mageres Ende

Längst weiß das Publikum zu diesem Zeitpunkt, was Louis zu verdrängen versucht: Die kleine Ellie gibt es nicht mehr, etwas Böses hat ihren Platz eingenommen. Unterstützt von der Katze des Grauens meuchelt sie unvorsichtige Erwachsene und verwandelt die Leichen in Zombie-Spielgefährten.

Böse Kids gab es im Horror-Kino schon weitaus bessere zu sehen. Grauslich schaut die wiedererweckte Ellie nur einen Moment lang aus, mit schief stehendem Auge und hängendem Lid. Warum der Effekt nicht beibehalten wurde? Man weiß es nicht. Als der Film ins Slasher-Genre kippt und zunehmend versandet, sieht das Mädchen wieder sehr lebendig aus – und scheitert an bösen Blicken und diabolischen Lachern.

Fazit:

via GIPHY

"Friedhof der Kuscheltiere" startet am 4. April 2019 in den österreichischen Kinos.

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