Österreich

Früheres Flüchtlingsheim wird neues Chancenhaus

Das "Obdach Favorita" soll wohnungslosen und geflüchteten Menschen neue Perspektiven bieten. Nun wurde das Haus feierlich eröffnet.

Heute Redaktion
Teilen
Sozialstadtrat Peter Hacker, Geschäftsführerin von Obdach Wien Doris Czamay und FSW-Geschäftsführerin Anita Bauer (v.l.n.r.) eröffneten das neue "Obdach Favorita".
Sozialstadtrat Peter Hacker, Geschäftsführerin von Obdach Wien Doris Czamay und FSW-Geschäftsführerin Anita Bauer (v.l.n.r.) eröffneten das neue "Obdach Favorita".
Bild: PID/Gökmen

Das "Obdach Favorita" in der Laxenburger Straße 8-10 (Favoriten) hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Anfang des letzten Jahrhunderts war es ein Arbeiterheim, später ein Hotel, und beherbergte am Höhepunkt der Flüchtlingsbewegung von 2015 bis 2017 Flüchtlinge. Im heurigen Frühjahr wurde es als Einrichtung der Grundversorgung geführt, seit kurzem Zeit auch als Chancenhaus für obdach- und wohnungslose Frauen und Familien.

Seit Jahresbeginn sind hier schrittweise rund 300 geflüchtete Menschen eingezogen, nachdem die Flüchtlingseinrichtung am Gelände des ehemaligen Geriatriezentrums am Wienerwald geschlossen wurde. Zeitgleich mit der Eröffnung von "Obdach Favorita" wurde auch die Wohnungsloseneinrichtung Kastanienallee (Meidling) aufgelassen.

Heute wurde das neue Chancenhaus durch Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ), der Geschäftsführerin des Fördergebers FSW Anita Bauer, und Doris Czamay, der Geschäftsführerin von Obdach Wien, eröffnet.

Neues Chancenhaus bietet Unterstützung ab Tag 1

"Obdach Favorita" verfolgt das integrative Konzept der Wiener Wohnungslosenhilfe. Das Team des Chancenhauses erarbeitet ab dem ersten Tag mit den betroffenen Frauen und Familien ohne Wohnung Zukunfts- und Wohnperspektiven. Ein multiprofessionelles Team unterstützt etwa bei der Bewältigung von persönlichen Krisen, finanziellen Schwierigkeiten und gesundheitlichen sowie seelischen Problemen. Im Vordergrund stehen Beratung zu zukünftigen Wohnmöglichkeiten, zur Abklärung von Ansprüchen, zu Behördengängen und Bewerbungen. Für Familien gibt es außerdem Unterstützung rund um Kinderbetreuung und Schule.

Mitarbeiter der "Obdach Wien" rund um die Uhr vor Ort

Die Angebote der Wohnungslosenhilfe im "Obdach Favorita" stehen ganzjährig zur Verfügung. Im Rahmen des FSW-Winterpakets wird es während der kalten Jahreszeit weitere Wohn- und Nächtigungsplätze geben. Alle Bewohner des Hauses werden von Obdach Wien professionell betreut, die Mitarbeiter sind 24 Stunden am Tag im Einsatz.

Bike Kitchen bereitet Flüchtlinge auf Job-Markt vor

Ebenfalls eröffnet wurde heute auch die "Bike Kitchen Favorita", ein Soziales Unternehmen unter dem Dach von Obdach Wien. Hier lernen Menschen mit Fluchterfahrung, wie man Fahrräder repariert, Kunden serviciert und können sich so auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Auch eine Selbsthilfewerkstatt, in der das Team gegen freie Spende bei Reparaturen unterstützt, sowie ein Shop für Ersatzteile gehören zum Angebot.

Die Services stehen allen Wienern offen. Die "Bike Kitchen Favorita" sollen einen wichtigen Beitrag für ein selbstbestimmtes Leben leisten: "Wir sprechen hier von Integration, Sprachtraining, Arbeitsmarktvorbereitung und Nachhaltigkeit in einem", erläutert Czamay.

Hacker: "Wichtiger Puzzle-Stein in Wiens Sozialpolitik"

"So wie man ein Haus renovieren und umbauen muss, so muss auch die Sozialpolitik den Bedürfnissen der Menschen angepasst werden. Mit "Obdach Favorita" haben wir nicht nur ein Haus saniert, sondern wir setzen auch das Konzept der Chancenhäuser um und damit einen weiteren Puzzle-Stein in der Sozialpolitik Wiens. Dieses Haus gab bereits als Arbeiterheim Menschen Perspektiven und Hoffnungen, es war ein Ort der Begegnung und der Internationalität. Ich freue mich, dass wir den Ursprungsgedanken, der hinter diesen Mauern steckt, in die Gegenwart geholt haben", betonte Hacker.

"Die Bewohnerinnen und Bewohner mögen unterschiedlicher Herkunft sein, aber das Ziel aller ist das Gleiche: wieder auf eigenen Beinen stehen zu können, das eigene Leben selbstbestimmt bestreiten. Dabei wollen wir sie als Fonds Soziales Wien unterstützen", ergänzte Bauer. (lok)