Wien

Für toten Papa: Stefan (30) brach "Crossfit"-Rekord

Am Todestag seines Vaters brach Extremsportler Stefan Kniely einen Weltrekord im "Crossfit". Dabei sammelte der 30-Jährige 12.000 Euro an Spenden.

Yvonne Mresch
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Fast 24 Stunden lang war Stefan Kniely im Einsatz: Der 30-Jährige darf sich Weltrekordhalter nennen und sammelte gleichzeitig 12.000 Euro für die Kinderkrebshilfe.
Fast 24 Stunden lang war Stefan Kniely im Einsatz: Der 30-Jährige darf sich Weltrekordhalter nennen und sammelte gleichzeitig 12.000 Euro für die Kinderkrebshilfe.
Stefan Kniely

"Ich habe jede Minute des Trainings gehasst, aber ich habe mir gesagt: Gib nicht auf. Quäle dich jetzt und lebe den Rest deines Lebens als Champion". Dieses Zitat von Muhammad Ali steht auf der Homepage von Extremsportler Stefan Kniely. Als Champion darf sich der 30-Jährige nun guten Gewissens bezeichnen: Er knackte den Weltrekord für die meisten Wiederholungen des sogenannten "Murph"-Workouts in 24 Stunden.

Weltrekord nach 24 Stunden Extremsport

Das Workout hat seinen Namen vom US-amerikanischen Navy-Soldaten Michael P. Murphy, der das Trainingsprogramm selbst konzipierte. Es handelt sich um eine Kombination aus Laufen, Klimmzügen, Liegestützen und Kniebeugen. Innerhalb von 23 Stunden und 15 Minuten schaffte der gebürtige Steirer Stefan Kniely insgesamt 1.900 Klimmzüge, 3.800 Liegestütze, 5.700 Kniebeugen und eine Gesamtlaufstrecke von 62,64 Kilometer – mit einer knapp neun Kilogramm schweren Weste.

Am 8. Mai um 1.14 Uhr nachts war es soweit: Der Rekord war gebrochen! Überwacht wurde das Ereignis von vier zertifizierten Kampfrichtern. Zwei Kamerasysteme zeichneten auf und ein Notar beurkundete schließlich den Weltrekord. "Es war unglaublich", erinnert sich Kniely an den Moment. "Vor allem, als ich all die Leute sah, die mich angefeuert haben. Es gab einen Empfang und ein Feuerwerk. Es war unfassbar schön!"

Über 60 Kilometer musste Kniely laufen – mit einer neun Kilogramm schweren Weste.
Über 60 Kilometer musste Kniely laufen – mit einer neun Kilogramm schweren Weste.
Stefan Kiely

Erinnerung an den verstorbenen Vater: "Möchte seinen Kampfgeist ehren"

Das "Projekt 20/24" hat aber auch einen ernsten Hintergrund: Stefan Kniely rief es zum Gedenken an seinen Vater ins Leben, der am 7. Mai 2002 einem Krebsleiden erlag. Sein Sohn war damals erst zehn Jahre alt. "Ich möchte den Kampfgeist meines Papas ehren", erzählt der 30-Jährige. "Er hat bis zur letzten Minute gekämpft. Da kann auch ich über die Schmerzgrenze gehen." Als Kind gab ihm sein Vater den Rat, er möge "viel im Kopf, aber auch ein bisserl was im Ärmel haben" – Kniely hielt sich daran.

Bereits in jungen Jahren war er sportlich, kämpfte sogar im Judo-Nationalteam. Vor drei Jahren begann der ehrgeizige Mann mit "Crossfit", vor eineinhalb Jahren kam ihm schließlich die Idee zum "Murph"-Weltrekord. Das Training absolvierte Kniely neben seinem Vollzeit-Job in einem Wiener Finanzunternehmen: "Ich bin jeden Tag um 5 Uhr aufgestanden, um 20 Uhr nach Hause gekommen und habe dann bis 23 Uhr trainiert – auch bei 35 Grad." Unterstützung erhielt der Sportler von seiner Lebensgefährtin, die stets hinter ihm stand: "So etwas belastet eine Beziehung natürlich, aber sie hat das immer verstanden." 

"Ich war zehn Stunden lang wie in einem Tunnel"

Bei den Vorbereitungen, aber auch am Tag des Rekordes wurde Kniely von 18 freiwilligen Helfern unterstützt. Ärztliche Aufsicht gab es keine: "Ich war zehn Stunden lang wie im Delirium, wie in einem Tunnel. Jeder Arzt hätte an dieser Stelle abgebrochen und sich gefragt, ob ich noch lebe", erzählt er. "Aber Grenzen setzt man sich im Kopf!" Während des fast 24-stündigen Einsatzes ernährte sich der Extremsportler von Wasser, Kartoffelsuppe, Traubenzucker und zuckerhaltigen Getränken – im Vorfeld hatte er bereits 16 Kilogramm abgenommen. Nach 23 Stunden und 15 Minuten war für Kniely Schluss: "Ich kenne meine Grenzen und hätte ich noch weitergemacht, wären wohl Schäden geblieben." Am Weltrekord änderte der Abbruch nichts – er war bereits gebrochen.

"Meine Leistung soll eine Inspiration für andere sein"

Alle Einnahmen, die an diesem Tag zusammenkamen – knapp 12.000 Euro – gingen an die Kinderkrebshilfe. "Ich habe gesagt, niemand wird am Todestag meines Vaters etwas verdienen. Mir ist wichtig, dass das Geld nun direkt und unbürokratisch an die Familien geht." Ans Aufhören denkt er übrigens noch nicht: "Das ist wie eine Sucht. Und es ist immer Luft nach oben", grinst er und hofft, dass seine Leistung auch eine Inspiration für andere ist – trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse weiterzumachen, "so hart und steinig der Weg auch sein mag."

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