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Für die Staatsmedien ist Erdogan schon Wahlsieger

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Die türkischen Oppositionsparteien werfen der regierenden AKP einen "asymmetrischen" Wahlkampf vor. Ministerpräsident und Präsidentschaftskandidat Recep Tayyip Erdogan ist von regierungstreuen Medien bereits zum Sieger erkoren worden. Die Forderung der Opposition, Erdogan solle als Regierungschef zurücktreten, steht für die AKP nicht zur Diskussion.

ist von regierungstreuen Medien bereits zum Sieger erkoren worden. Die Forderung der Opposition, Erdogan solle als Regierungschef zurücktreten, steht für die AKP nicht zur Diskussion.

"Das Ende der Bevormundung" verspricht die Regierungspostille "Star", sollte Erdogan als Präsident in den Cankaya Palast in Ankara einziehen. Die islamistische "Yeni Safak" machte den Regierungschef am Tag seiner Nominierung bereits zum Staatsoberhaupt.

Erdogan kontrolliere beinahe die Hälfte der Printmedien und mehr als die Hälfte der Fernsehkanäle. Dies verschaffe ihm eine geballte Medienmacht, kritisiert der türkische Journalist Kadri Gürsel. Hinzu kämen öffentliche Sender, die zwar laut Statuten eine unabhängige Position einnehmen, aber deutlich Regierungsschlagseite hätten. Der Rest der Medien reagiere auf massiven Regierungsdruck mit indirekter Zensur oder übe sich freiwillig in Selbstzensur.

Wahlkampf auf den Spuren von Atatürk

Der Premier beruft sich auf den "Willen des Volkes" und zieht . Die Realisierung seiner "neuen Türkei", die mit dem Einzug ins Amt des Staatspräsidenten eingeläutet werden soll, unternimmt der Regierungschef als neuen Unabhängigkeitsfeldzug der Türkei unter islamischen Vorzeichen.

Seinen Wahlkampf wird Erdogan in den Städten Samsun und Erzurum starten. Diese haben eine besondere historische Bedeutung für die neuere türkische Geschichte. Mit der Ankunft von Mustafa Kemal Pascha, dem später zum "Vater aller Türken" ("Atatürk") ernannten Republiksgründer, in Samsun an der Schwarzmeerküste begann am 19. Mai 1919 der türkische Unabhängigkeitskampf. Die islamisch-konservative Hochburg Erzurum war auch Atatürks zweite Station.

Erdogan in Umfragen klar vorn

Erste Umfragen haben Erdogan bei der Wahl am 10. August 55,2 Prozent der Stimmen prophezeit. Sein Rivale Ekmeleddin Ihsanoglu käme demzufolge auf 35,8 Prozent. Dem Kurden Selahattin Demirtas wird ein Stimmenanteil von 7,5 Prozent zugerechnet.

Der geschlossene Aufruf der Oppositionsparteien nach einem Rücktritt Erdogans als Regierungschefs steht für Celik nicht zur Diskussion. Sein Verbleiben im Amt sei durch die Verfassung gedeckt. Erdogan würde meisterhaft zwischen beiden Positionen agieren, als Staatspräsident und Premierminister, führte Celik an.