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Galvao: "Es sitzen ja nicht nur Rapid-Fans im Stadion"

Am Sonntag kehrt Lucas Galvao nach Hütteldorf zurück – allerdings als Austria-Spieler. "Heute" verriet der Brasilianer seine Gedanken.

Erich Elsigan
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Lucas Galvao 2022 (l.) und 2018
Lucas Galvao 2022 (l.) und 2018
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Lucas Galvao kam, sah und siegte. Seit der Brasilianer für die Austria verteidigt, haben die "Veilchen" nicht mehr verloren. Am Sonntag wartet auf den 30-Jährigen eine besondere Partie – das Derby gegen Ex-Klub Rapid. Für die Hütteldorfer hielt der Defensiv-Künstler in der Saison 2017/18 seine Knochen hin. "Heute" hat beim Real-Fan nachgefragt.

Herr Galvao, Sie waren vier Jahre nicht in Wien. Haben Sie sich schon eingelebt, sind Sie in Ihre "alte" Wohnung gezogen?

"Ich fühle mich sehr wohl, die Stadt hat sich kaum verändert. Die Wohnung ist aber eine andere, näher am Austria-Stadion."

Sind Sie alleine hier?

"Ja, meine Familie lebt in Brasilien. Das war schon immer so. Aber meine Freundin kommt mich manchmal aus Deutschland besuchen."

Seit Sie hier sind, hat die Austria alle Spiele gewonnen. Zufall oder liegt es an Ihnen?

"Ich denke nicht, dass es nur an mir liegt, denn alleine kann man keine Spiele gewinnen. Ich habe aber seit dem ersten Training gemerkt, wie motiviert das Team ist, wie hungrig die Jungen sind. Wir hatten das Ziel, drei von vier Spielen zu gewinnen, um uns für das Meister-Playoff zu qualifizieren. Das ist uns gelungen, es macht großen Spaß."

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    Nachdem die Wiener Austria auf den letzten Drücker doch noch die Lizenz für die Saison 20121/22 erhalten hatte, stellen sich die "Veilchen" neu auf. Die Saison 2021/22 in Bildern.
    Nachdem die Wiener Austria auf den letzten Drücker doch noch die Lizenz für die Saison 20121/22 erhalten hatte, stellen sich die "Veilchen" neu auf. Die Saison 2021/22 in Bildern.
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    Sie haben sofort einen Stammplatz erobert. Hilft die Routine?

    "Meine Erfahrung spielt sicher eine wichtige Rolle. Ich habe viel erlebt in meiner Karriere, war in verschiedenen Ländern, habe unterschiedliche Mentalitäten erlebt. Ich habe gelernt, mich schnell zu integrieren, bin stark im Kopf. Ich verstehe schnell, was die Trainer und Mitspieler von mir wollen."

    Sie sind im Jänner von Atromitos Athen ins kalte Wien gekommen. Warum?

    "Ich war aus verschiedenen Gründen unzufrieden in Griechenland, obwohl ich fast immer gespielt habe. Ich habe meinen Berater gefragt, ob eine Rückkehr nach Österreich möglich wäre. Das Niveau der Liga ist sehr gut, hier habe ich mich immer wohl gefühlt. Als ich von den Plänen der Austria gehört habe, habe ich mich entschieden, die Herausforderung anzunehmen. Wir wollen noch viel erreichen."

    Wie lautet die Zielsetzung?

    "Ein Europacupplatz. Rang zwei in der Tabelle wäre ein Traum, als Dritter wären wir aber auch mehr als zufrieden. Wir bleiben aber bescheiden und wissen, dass alle Teams sehr eng beisammen liegen."

    Am Sonntag steigt das Derby gegen Rapid. Für Sie ein besonderes Match? Schließlich haben Sie beim Gegner gespielt.

    "Ja, es ist natürlich ein besonderes Spiel. Aber nicht nur für mich, sondern für die ganze Stadt, für die Fans. Ich weiß, was ihnen ein Sieg bedeuten würde. Dass ich bei Rapid gespielt habe, kann ich ausblenden, ich bin professionell genug."

    Sie kennen das ausverkaufte Allianz Stadion, kennen die Rapid-Fans. Die werden Sie vermutlich nicht mit Applaus empfangen. Was erwarten sie?

    "Ach, darüber mache ich mir keine großen Gedanken. Ich weiß, dass eine geile Stimmung herrschen wird. Und es werden ja nicht nur Rapid-Fans im Stadion sitzen. Ich hoffe, dass am Ende wir mehr Grund zum Jubeln haben."

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      Die turbulente Rapid-Saison 2021/22 zum Durchklicken
      Die turbulente Rapid-Saison 2021/22 zum Durchklicken
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      Von der damaligen Rapid-Mannschaft sind nur noch Philipp Schobesberger und Max Hofmann übrig. Hatten Sie im Vorfeld Kontakt zu ihnen?

      "Nein, gar nicht. In Griechenland habe ich gegen Murg und Schwab gespielt. Und mit Joelinton habe ich manchmal geschrieben."

      Austria-Trainer Manfred Schmid hat Corona, fehlt in der Vorbereitung. Ein Problem?

      "Ich denke nicht. Denn unsere Co-Trainer und die anderen Betreuer haben die gleichen Gedanken wie Schmid. Wir ziehen voll mit, respektieren sie genauso. Ich hoffe dennoch, der Cheftrainer wird bis zum Match wieder gesund."

      Wer ist am Sonntag Favorit?

      "Im Derby gibt es keinen Favoriten. Egal, ob eine Mannschaft gut oder schlecht drauf ist. Ein Derby ist immer wie eine eigene Meisterschaft."

      Sie haben Brasilien vor neun Jahren verlassen. Was vermissen Sie am meisten?

      "Natürlich meine Familie und alle Freunde, meine Stadt, auch das schöne Wetter. Aber ich bin zufrieden mit meinem Leben, bin gespannt, was die Zukunft bringt. Ich kann mir gut vorstellen, länger bei der Austria zu bleiben."

      Haben Sie ein sportliches Vorbild?

      "Marquinhos von PSG imponiert mir, auch Thiago Silva. Er ist 37 Jahre alt und spielt noch immer auf höchstem Niveau."

      Und welchem Team schauen Sie am liebsten zu?

      "Ich mag Real Madrid. Dort spielt mit David Alaba ja sogar ein ehemaliger Austrianer. Auch er ist eine Art Vorbild, er ist brutal gut – und er hat wie ich als Linksverteidiger begonnen, ist dann ins Abwehrzentrum gerückt. Er macht das überragend."

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        David Alaba wechselte im Sommer 2021 von den Bayern zu Real. Seine erste "königliche" Saison in Bildern.
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