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Gambier ertrinkt vor filmenden Schaulustigen im Cana...

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Ein junger Flüchtling ist am Sonntag am weltberühmten Canal Grande ertrunken. Vier Rettungsringe wurden ihm zugeworfen, doch der Gambier griff nicht danach. Schaulustige nahmen die erschütternden Szenen auf Video auf. Der Afrikaner ertrank schließlich. Eine heftige Debatte über Mitmenschlichkeit ist in Italien entbrannt.

Der junge Afrikaner namens Pateh Sabally ist auf einer Videoaufnahme zu sehen. Die Strömung treibt den jungen Afrikaner in die Mitte des Kanals. Ein Schaulustiger schreit "Afrika". Danach fordert ein Italiener die Crew eines Bootes auf, dem Mann zu helfen. Die Besatzung wirft dem Gambier vier Rettungsringe zu, einer landet in seiner Nähe. Doch der Mann greift nicht danach. "Dann lasst ihn eben sterben", sagt ein Beobachter, wie auf der Aufnahme zu hören ist. Wenig später geht der Gambier unter.

Auf einem anderen Video ist zu sehen, wie die Rettungskräfte nach dem bereits unter Wasser befindlichen Afrikaner suchen. Es bricht Streit unter den Beobachtern aus. Als sich eine Frau offenbar darüber beschwert, dass nichts weitergeht, schreit einer: "Du, die du geschrien hast, während er ertrank, wer weiß, was die auf dem Gewissen lasten wird." Später bergen Rettungskräfte die Leiche des Mannes aus dem Wasser.

Selbstmordabsicht vermutet

Die Behörden vermuten, dass der vor zwei Jahren mit einem Boot nach Sizilien geflüchtete Sabally Selbstmord begehen wollte. Er hatte seinen Rucksack am Ufer liegen lassen und war dann ins Wasser gesprungen. Der Flüchtling war zuvor per Zug von Mailand nach Venedig gefahren.

Sabally besaß eine temporäre Aufenthaltsgenehmigung aus humanitären Gründen. Seine Aufenthaltsgenehmigung war auf den 1. Jänner 1995 ausgestellt. Das ist ein typisches Prozedere, wenn das eigentliche Geburtsdatum nicht feststellbar ist.

Kritik vom Rettungsschwimmer-Chef

Die Leiche soll obduziert werden, weitere Untersuchungen laufen. "Ich will niemanden beschuldigen, aber vielleicht hätte etwas mehr unternommen werden können, um ihn zu retten", sagte Dino Basso, Chef der italienischen Rettungsschwimmer der Zeitung "Independent".

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