Österreich

Gast schoss auf Kellnerin: Sechs Jahre Haft

Heute Redaktion
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Der Angeklagte, Shefki B., bekennt sich "teilweise schuldig", spricht von einem Unfall.
Der Angeklagte, Shefki B., bekennt sich "teilweise schuldig", spricht von einem Unfall.
Bild: Denise Auer

Vor 20 Jahren schoss ein Albaner aus Eifersucht auf eine Kellnerin. Danach flüchtete er ins Ausland. Heuer wurde er geschnappt, nun musste er sich vor Gericht verantworten.

Bereits im Oktober erfolgte der Prozess-Auftakt wegen versuchten Mordes – er wurde damals vertagt, damit weitere Zeugen einvernommen sowie Gutachten eingeholt werden konnten. Der mittlerweile 45-jährige, gebürtige Albaner bekannte sich "teilweise schuldig", spricht nach wie vor von einem Unfall. Die Laienrichter glaubten seinen Ausführungen nicht. Das Urteil: Sechs Jahre Haft.

Angeklagter feuerte zwei Schüsse ab

Sicher ist, im Februar 1997 gab es in der Bar "La Donna" in Wien-Landstraße zwischen seiner Angebeteten Senada Sch. und ihm ein lautes Streitgespräch. Shefki B. zog eine Pistole hervor und feuerte zwei Schüsse auf sie. Ein Schuss traf ihren Arm, der andere verursachte seitlich am Bauch eine Fleischwunde.

Anschließend packte er sie an den Haaren und schleifte sie aus dem Lokal in eine Gasse, wo sich der Firmenwagen seines Chefs befand. Dann fuhr er mit dem Opfer zu seiner Wohnung. Die damals 29-Jährige überlebte, weil der Beschuldigte die Flucht ergriffen hatte und sie sich zum Nachbarn des Verdächtigen schleppen konnte.

Nach der Tat flüchtete er in den Kosovo

Der Hilfsarbeiter setzte sich mit einem Taxi über die Grenze ab. 20 Jahre lang konnte er sich erfolgreich im Kosovo verstecken, heiratete und ist mittlerweile fünffacher Vater. Mittels DNA-Spuren konnte die Polizei schließlich den entscheidenden Ermittlungserfolg erzielen. Der Mann wurde heuer an die Wiener Justiz ausgeliefert.

Bei seinen Aussagen im Oktober machte Shefki B. den Eindruck, als ob er den Tag des Vorfalls erfolgreich verdrängt hätte. Wiederholt nannte er seinen Rauschzustand als Erklärung für sein Handeln und, dass er Opfer seines Liebeswahns war.

"Falls wir uns nicht mehr sehen, behalte mich in guter Erinnerung"

Über sein Motiv sagte er: "Dass Senada eine Beziehung mit einem anderen Mann hatte (Nazim H.), erfuhr ich von einer guten Freundin. Ich war niedergeschlagen und fing an, in der Bar, wo ich arbeitete, mich zu betrinken." Der Köchin, die "wie eine Schwester" für ihn war, soll er gesagt haben:"Falls wir uns nicht wiedersehen, behalte mich in guter Erinnerung." Aus dem Akt geht hervor, dass Zeugen angaben, er würde "sie und sich selbst umbringen."

Täter wollte ihr mit der Waffe Angst einjagen

Die Laienrichter und Staatsanwaltschaft zeigten starkes Interesse an der Tatwaffe. Der Angeklagte gab allerdings mehrere widersprüchliche Gründe an, warum er die Waffe bei sich hatte: Erstens wollte er seiner Liebsten damit Angst einjagen. Zweitens wollte er sich vor Nazim H. schützen, den er aus unerfindlichen Gründen als eine Gefahr für sich selbst empfunden hatte. Und drittens gab er an, dass er die Waffe für einen Freund gekauft hatte. Dieser wollte sie einem Unbekannten abkaufen, hatte aber kein Geld dabei, Shefki B. half ihm aus.

Opfer: "Er war nur eine flüchtige Bekanntschaft"

Shefki B. ist auch heute noch der Meinung, dass er mit dem Opfer eine Beziehung hatte. Senada Sch. sieht dies anders. Zwar sei es richtig, dass sie mit ihm intim geworden ist, dies wäre zwei Mal nach einer langen Party-Nacht geschehen, doch darüber hinaus wäre er von ihr bei jeder gegebenen Gelegenheit abgewimmelt worden. Der Albaner wollte das nicht wahr haben.

Die mittlerweile 49-Jährige, die damals nicht einmal den Namen des Beschuldigten kannte, war angesichts der Erinnerungen nervlich am Ende. Der Angeklagte hätte ihr "Leben vernichtet". Das Urteil soll noch heute ergehen.

(bai)