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"Gears Tactics" im Test: Brutal, aber strategisch

Das neueste Spiel aus dem "Gears of War"-Universum ist nicht zuerst auf Xbox verfügbar. Das hängt mit dem ungewöhnlichen Genre zusammen.

Heute Redaktion
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Seit jeher steht die "Gears of War"-Reihe für actionreiche Shooter-Games auf Microsofts Xbox-Konsolen. Beim neuesten Ableger sieht die Sache aber grundlegend anders aus. Nicht nur erscheint "Gears Tactics" zuerst für Windows 10 und erst später irgendwann für die Xbox One, auch das Genre wurde gewechselt. Statt Cover-Shooter gibt es nun nicht minder actionreiche Rundenstrategie-Kost.

Die Vorgeschichte

"Gears Tactics" spielt zwölf Jahre vor dem ersten "Gears of War". Die Locust-Horde erhebt sich aus dem Untergrund und attackiert die Städte auf dem Planeten Sera. Die Welt versinkt im Chaos, die Regierung ist kaum mehr handlungsfähig. Im Fokus der Singleplayer-Kampagne stehen der Soldat Gabe Diaz, er ist der Vater von Kait aus "Gears of War 4 und 5", und eine Gruppe Überlebender.

Sie sind auf der Jagd nach dem Oberhaupt der Armee des Grauens: Ukkon. Er wird deutlich intelligenter dargestellt als die anderen Locust und erschafft jene Monster, die immer wieder in der Reihe als Bossgegner auftreten. So auch in "Gears Tactics". Denn am Ende von jedem der drei Akte muss ein Monster zur Strecke gebracht werden.

Die Inszenierung der Story in den Zwischensequenzen sucht ihresgleichen. Die Zwischensequenzen kommen fast an die Qualität der neueren "Gears"-Shooter auf Xbox One heran. Die Konkurrenz kann, was die Optik angeht, einpacken. Dasselbe gilt auch für die fantastisch gestalteten Umgebungen und Figuren, die bei Kills sogar aus der Nähe gezeigt werden.

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Genremix

Aber wie kann das wilde, brutale "Gears"-Gefühl aus einem Shooter auf ein rundenbasiertes Strategiespiel im Stil von "XCOM" übertragen werden? Überraschend gut. Anders als bei Genrekollegen hat der Spieler viele Freiheiten bei der Platzierung seiner Charaktere auf den Maps. Denn "Gears Tactics" basiert nicht auf einem Rastersystem, in dem die Soldaten immer nur auf einem Feld zum Stehen kommen können. Kleiner Nachteil: Es benötigt einiges an Übung, bevor man mit dem bloßen Auge abschätzen kann, wie weit sich ein Soldat in seinem Zug bewegen kann.

Jede Einheit erhält drei Aktionspunkte pro Zug und kann über diese frei verfügen – bewegen oder schießen in jeder Kombination. "Gears Tactics" balanciert dabei gut zwischen dem brutalen Gameplay des Franchise und der Strategie-Ausrichtung. Dabei sollte man immer auf der Hut sein, um in keine Fallen der Gegner zu tappen oder einzelne Charaktere zu separieren, die dann von den Locust umzingelt werden. Praktisch ist hierbei ein gutes Team, dessen Mitglieder sich ergänzen. Für die jeweils vierköpfigen Squads stehen die fünf Klassen Support, Sniper, Vanguard, Scout und Heavy zur Verfügung.

Unliebsame Unterbrechungen

Das Game setzt aber auch auf ein Rollenspiel-System, jede Klasse hat mehr als 30 Skills und eine Hauptwaffe mit vier Slots für Individualisierungen. Zudem können Helm, Torso-Rüstung und Hose inklusive Stiefel unabhängig voneinander getauscht werden. Somit hat jeder Charakter nicht nur eine eigene Spielweise, sondern auch ein individuelles Aussehen. Der Look macht keinen spielerischen Unterschied, ist aber ein nettes Extra.

Immer wieder wird die etwa 25-stündige Kampagne ein bisschen aufgehalten. Denn manchmal müssen zufällig generierte Nebenmissionen erledigt werden, bevor die Story weitergehen kann. Die Nebenaufgaben machen Spaß und bringen einige interessante Modifikationen sowie Belohnungen mit sich, ziehen das Game aber nur in die Länge. Das wäre nicht nötig gewesen.

Nach einem Durchgang ist die Luft heraus

Nach dem Ende der Kampagne gibt es noch einen Vanguard-Modus, der im Wesentlichen nur more of the same bietet. Immer neue, zufällig generierte Missionen – gruppiert in drei kleine und eine große – nach deren Erledigung der Spieler einen Vanguard-Level aufsteigt. Als Belohnung gibt es zusätzliche Ausrüstung und Outfits. Damit kann man aber eigentlich nur weiter im Vanguard-Modus spielen. Die Kampagnenmissionen sind zwar toll designt, aber im Wesentlichen wie Rätsel aufgebaut, die nach dem ersten erfolgreichen Durchgang keinen großen Wiederspielwert mehr haben.

Fazit

Ein Taktik-Game ist Neuland für die "Gears of War"-Reihe. "Tactics" zeigt eindrucksvoll, wie vielseitig das Franchise ist und mehr kann, als nur Shooter. Die Entwickler steckten sichtlich viel Mühe in das Design der Kampagne und die wirklich eindrucksvolle Optik des Titels, die im Genre ihresgleichen sucht. Eine klare Empfehlung sowohl für Fans von "Gears of War" als auch Taktik-Games.