Niederösterreich

Geburt ohne Wahlhebamme - Wieso entscheiden das Männer?

Wahlhebammen dürfen ab Ende März laut LGA nur mehr "als Begleitperson" in NÖ Spitäler. O-Ton von Grünen und FPÖ: "Frauen werden Rechte genommen."

Tanja Horaczek
Wahlhebammen wird ab Ende März der Vertrag mit den Kliniken gekündigt.
Wahlhebammen wird ab Ende März der Vertrag mit den Kliniken gekündigt.
Getty Images (Symbolfoto)

Der Aufschrei über die Kündigung der Verträge von Wahlhebammen mit Kliniken in NÖ ist groß. Die Berufsgruppe steigt auf die Barrikaden und setzt alle Hebel in Bewegung, damit sie - wie es in den Schreiben der LGA steht - nicht nur "als Begleitperson" bei einer Geburt anwesend sein darf - mehr dazu hier.

Silvia Moser, Gesundheits- und Sozialsprecherin der Grünen NÖ
Silvia Moser, Gesundheits- und Sozialsprecherin der Grünen NÖ
Grünen NÖ

Entscheidung über Köpfe der Frauen hinweg getroffen

Jetzt kommt Bewegung in die Sache. Denn die freiberuflichen Geburtshelfer bekommen Unterstützung von den Grünen NÖ und der FPNÖ. "Wieder einmal wurde eine bedeutende Entscheidung über die Köpfe der Frauen in Niederösterreich hinweg von Männern getroffen. Die Landesgesundheitsagentur (LGA) kündigt die Verträge mit freiberuflichen Hebammen zum Ende März. Das bedeutet, dass eine Frau, die sich für Vor- und Nachsorge eine private Hebamme gewählt hat, die auch ihre Geburt im entsprechenden Landesklinikum leitet, diese nicht als Hebamme mit ins Krankenhaus nehmen kann", ärgert sich Silvia Moser, Gesundheits- und Sozialsprecherin der Grünen NÖ.

"Männer sagen Frauen, wie sie zu gebären haben"

Laut dem Schreiben der LGA soll die Hebamme als eine andere Begleitperson, wie z.B. der Vater, betrachtet werden. "Statt die Frauen in ihren individuellen Bedürfnissen zu unterstützen, geht man den genau gegenteiligen Weg! Männer sagen Frauen, was sie tun und wie sie gebären sollen. Sie sind zwar unwissend, aber nehmen sich das Recht heraus, Entscheidungen zu treffen", kritisiert Moser. Sie verlangt ausdrücklich, dass die freiberuflichen Hebammen weiterhin Geburten in den Landeskliniken leiten dürfen und entsprechende Verträge geschlossen werden.

Andreas Bors
Andreas Bors
privat

Genauso sieht es die FPÖ Niederösterreich. „Die Niederösterreichische Landesgesundheitsagentur (LGA) hat ihre Wahlhebammen mittels Brief quasi gefeuert und sie mit Ende März zu einfachen Begleitpersonen herabgestuft“, empört sich der freiheitliche Landesparteisekretär Andreas Bors. „Das bedeutet eine massive Verschlechterung für die werdenden Mütter und ihre Babys und muss sofort zurückgenommen werden“, forderte Bors.

"Ist eine Herabstufung der Wahlhebammen"

Anlass für diese Kündigung sei ein völlig weltfremder Bericht des Rechnungshofes, der hier Einsparungspotential orte. „Das Einzige was damit eingespart wird ist die Qualität der Betreuung“, zeigte Bors auf. Abgesehen davon sei dieser Schritt der LGA doppelt unverständlich, da es bereits jetzt einen Mangel an Hebammen gebe. Die Herabstufung der Wahlhebammen zu Begleitpersonen ohne medizinische Verantwortung sei daher sofort zurückzunehmen, forderte Bors klare rechtliche Grundlagen um den betroffenen Geburtshelferinnen auch künftig eine legale Arbeitsgrundlage zu ermöglichen.

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    Dieses Schreiben von der LGA erhielten alle Frauen mit Wahlhebammen.
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