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Geflüchtete Kinder wie im Gefängnis eingesperrt

Heute Redaktion
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In der US-Notunterkunft "Homestead" für Kinder und Jugendliche in Florida herschen katastrophale Zustände. Amnesty International fordert die Schließung.

Rund 2.000 Kinder und Jugendliche wurden auf ihrer Flucht in die USA von ihren Eltern getrennt und in Homestead eingesperrt – auf Anordnung von US-Präsident Donald Trump, der an der Grenze zu Mexiko Tausende Soldaten und Soldatinnen postieren ließe, um seine "Null Toleranz"-Devise durchzusetzen.

Die jungen Einwanderer würden in der Einrichtung in Homestead südlich von Miami "unter katastrophalen Bedingungen inhaftiert", erklärte Amnesty International am Mittwoch. Die Zustände im Camp in Florida würden gegen die Menschenrechte verstoßen. Kinder und Jugendlichen würden dort „wie im Gefängnis eingesperrt" leben. Die privat geführte Notunterkunft müsse "so schnell wie möglich geschlossen werden".

Strikte Überwachung keine Betreuung nach Flucht

„Die Kinder sitzen wie Gefangene fest und unterliegen einem strikten Zeitplan. Sie müssen Ausweise mit Barcodes tragen, die beim Betreten und Verlassen von Gebäuden gescannt werden", heißt es im Bericht. Selbst für grundlegende Bedürfnisse müssten sie Antragsformulare ausfüllen. Mädchen zum Beispiel sogar dann, wenn sie Binden benötigen. Der Schulunterricht in der Notfalleinrichtung sei außerdem nur ungenügend gewährleistet.

Amnesty besuchte die Einrichtung im April und im Juli – und veröffentlichte jetzte den Bericht "No home for children: The Homestead 'Temporary Emergency' Facility".

Erschreckend: In der Einrichtung seien Kinder im Alter von 13 bis 17 Jahren untergebracht. Durchschnittlich verbrachten Jugendliche in Homestead 89 Tage, bevor sie entweder an Angehörige oder Patenfamilien übergeben oder in eine andere Einrichtung verlegt wurden. Eigentlich sei geplant gewesen, dass Kinder „höchstens 20 Tage" in Homestead verbringen, so Amnesty.

Amnesty will Einrichtung schließen lassen

Kinder sollten niemals inhaftiert werden. Wenn das jedoch unumgänglich ist, dann nur so kurz wie möglich und in kindgerechter Umgebung", so die Menschenrechtsorganisation. Die temporäre Notfalleinrichtung Homestead müsse so rasch wie möglich geschlossen werden und die dort inhaftierten Kinder in geeignete, kleinere Unterkünfte gebracht oder an Angehörige übergeben werden, denn „die überwiegende Mehrheit der unbegleiteten Jugendlichen haben Angehörige und Bekannte, die bereit wären, sie aufzunehmen".

Homestead war im Jahr 2016 unter US-Präsident Barack Obama eröffnet und nach einiger Zeit wieder geschlossen worden. Unter Trump wurde es wieder eröffnet und sogar erweitert.

Betrieben wird die Einrichtung von CHS (Comprehensive Health Services), einem Tochterunternehmen von Caliburn International, dessen Vorstand auch John Kelly angehört. Kelly ist Trumps ehemaliger Stabschef. Laut US-Medienberichten erhielt das Unternehmen vor kurzem einen Großauftrag der US-Regierung für die Unterbringung Minderjähriger – ganz ohne Ausschreibung. „Es gab kein Wettbieten, und es passierte unter dem Radar", schreibt der „Miami Herald". Trumps Regierung rechtfertigte das Vorgehen mit der Dringlichkeit der Unterbringung. Die Zustände in Arrestzentren für Migranten werden in den USA seit längerem öffentlich scharf kritisiert. Demokratische Abgeordnete hatten nach Besichtigungen in Migrantenzentren von "entsetzlichen" Bedingungen gesprochen. Ocasio-Cortez hatte teils sogar von "Konzentrationslagern" gesprochen. Auch in einem Bericht der Generalinspekteurin des US-Heimatschutzministeriums war von "gefährlicher Überbelegung" die Rede.

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