Wirtschaft

Gehalt: Hälfte kommt "nur über die Runden"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Der Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer zeigt: 7 Prozent der Berufstätigen sagen, dass sie von ihrem Lohn nicht leben können. Weitere 43 Prozent kommen gerade so über die Runden.

Seit 22 Jahren erhebt die Arbeiterkammer den Österreichischen Arbeitsklima Index. Daraus geht hervor, dass mehr als die Hälfte der Österreicher auf Befragung angeben, nicht oder gerade so von ihrem Gehalt leben können.

Armutsgefährdet trotz Arbeit

Besonders erschreckend: Sieben Prozent, also 300.000 Berufstätige sagen, sie verdienen so wenig, dass sie nicht von ihrem Einkommen leben können.

Wer ist davon betroffen? Frauen doppelt so häufig wie Männer, heißt es. Dazu kommen Arbeitende unter 25 Jahren, Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss, Migrantinnen und Migranten und Personen, die im letzten Jahr aus der Arbeitslosigkeit zurückgekehrt sind. Betrachtet man das regional, sticht Wien hervor: 18 Prozent sagen hier, dass sie nicht mit dem Lohn oder Gehalt auskommen, schreibt die Arbeiterkammer Oberösterreich.

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Am stärksten armutsgefährdet sind demnach einfache Angestellte und Hilfsarbeiterinnen. Auch Teilzeitkräfte - insbesondere im Tourismus - sowie Leiharbeiter, geringfügig Beschäftigte und Personen in befristeten Arbeitsverhältnissen trifft es häufig.

Ob man von seinem Einkommen leben kann, hängt zwar auch von der geleisteten Arbeitszeit ab. Aber hier fällt auf: 43 Prozent von denen, die angeben, nicht von ihrer Arbeit leben zu können, arbeiten mindestens 36 Stunden pro Woche.

Vor allem Frauen im Tourismus, im Handel und im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten zwar viel, verdienen aber wenig. Klassische "Frauenberufe" werden nicht nur schlecht bezahlt, sie bieten auch geringe Arbeitsplatzsicherheit und Entwicklungsmöglichkeiten, zeigt die AK OÖ auf.

Weitere 43 Prozent sagten bei der Befragung, dass sie mit ihrem Lohn oder Gehalt gerade so über die Runden kommen.

Arbeit nichts wert

All das hat nicht nur Auswirkungen auf die finanzielle Situation, sondern auch auf die Arbeitszufriedenheit. Wer wenig verdient, hat auch das Gefühl, dass ihre Arbeit nichts wert ist.

Das hält AK-Präsident Johann Kalliauer für "skandalös". Denn diese Menschen seien es, die mit ihren Leistungen die Betriebe und die Gesellschaft am Laufen halten. Kalliauer fordert deshalb: "Darum ist es höchste Zeit für kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen sowie eine Anhebung der KV-Löhne und Gehälter auf mindestens 1.700 Euro."

Acht von zehn Burgenländern pendeln

Ebenfalls interessant: Acht von zehn Burgenländern pendeln zur Arbeit. Dieser Wert hat sich in den vergangenen zehn Jahren um 10 Prozent erhöht. Österreichweit arbeiten mehr als die Hälfte aller Beschäftigten nicht in ihrer Heimatgemeinde. Das Burgenland hat den höchsten Pendleranteil (81 Prozent), gefolgt von Niederösterreich (68 Prozent). Das hat beides mit Wien zu tun, schreibt die AK.

In Wien wiederum ist der Pendleranteil mit 27 Prozent am niedrigsten, jedoch brauchen zwei Drittel der Wiener Beschäftigten mehr als 30 Minuten zu ihrem Arbeitsplatz. Österreichweit ist das nur ein Drittel.

Der überwiegende Teil der Pendler fährt mit dem Auto zur Arbeit. Österreichweit sind es 85 Prozent. Knapp ein Fünftel nutzt öffentliche Verkehrsmittel. Nur Wien ist auch hier anders: Hier fahren 69 Prozent mit den Öffis zur Arbeit.

Zufriedenheit

Das ganze Pendeln geht zwar auf Kosten von Familie und Freizeit, scheint die Österreicher im Allgemeinen aber nicht zu stören. Auf die Arbeitszufriedenheit hat das Pendeln wenig Einfluss.

Der Arbeitsklima Index, der neben all diesen anderen Erkenntnissen vor allem die Arbeitszufriedenheit misst, wird seit 22 Jahren erhoben. Er liegt derzeit mit 109 Punkten im Durchschnitt. Die Zufriedenheit der Österreicher mit ihrer Arbeit hat sich also in den letzten 20 Jahren nur wenig verändert.

Nach Branchen aufgeschlüsselt ist die Arbeitszufriedenheit im Tourismus am niedrigsten, in der Industrie und im Unterrichtswesen hingegen am höchsten. Personen, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben, sind mit Abstand am unzufriedensten.

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