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Gelehrter: Islam und Terror hängen zusammen

Der Generalsekretär der größten Muslim-Vereinigung in Indonesien erklärte, wie eng der traditionelle Islam und Terrorismus zusammen hängen.

Heute Redaktion
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Kyai Haji Yahya Cholil Staquf beim Global Philantropy Forum im Vorjahr.
Kyai Haji Yahya Cholil Staquf beim Global Philantropy Forum im Vorjahr.
Bild: zVg

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ließ ein hochrangiger sunnitischer Islamgelehrter aufhorchen. Kyai Haji Yahya Cholil Staquf ist der Generalsekretär des Obersten Rats von Nahdlatul Ulama – eine Gemeinschaft mit 50 Millionen Mitgliedern in Indonesien, dem Land mit den meisten Muslimen weltweit.

"Zu viele Muslime sehen die Zivilisation, das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedenen Glaubens, als etwas an, das bekämpft werden muss", sagt er. Daher sei es verständlich, dass der Westen zunehmend Angst vor dem Islam habe – und deswegen müsse man offen darüber sprechen.

"Der Westen muss aufhören, das Nachdenken über diese Fragen für islamophob zu erklären. Oder will man mich, einen islamischen Gelehrten, auch islamophob nennen?", so Yahya Cholil Staquf. "Westliche Politiker sollten aufhören zu behaupten, Extremismus und Terrorismus hätten nichts mit dem Islam zu tun."

Er nimmt dabei Muslime in die Pflicht: "Wir müssen dahin kommen, dass ein Verständnis, das die traditionellen Normen der islamischen Rechtslehre absolut setzt, als falsch gilt. Religiöse Werte und soziale Realität müssen zueinander passen. Und es muss glasklar sein, dass die staatlichen Gesetze Vorrang haben."

Drei Probleme

Das Problem dieser Unvereinbarkeit des orthodoxen Islam mit der westlichen Wertewelt macht er an dem Verhältnis vieler Muslime zu Andersgläubigen, dem Staat und der Justiz fest: Sie seien es nicht gewohnt, in multikulturellen oder multireligiösen Gesellschaften zu leben, da sie nur den Islam als die einzige wahre Religion anerkennen.

Muslime tun sich auch schwer, den Staat als getrennte Einheit von der Religion zu sehen, und haben daher auch ein anderes Rechtsverständnis: Für sie seien die aus dem Mittelalter stammenden religiösen Scharia-Gesetze unveränderlich und stehen über den weltliche Gesetze.

Yahya Cholil Staquf kritisierte auch, "dass Saudi-Arabien und andere Golfstaaten überall in der Welt massenhaft Geld verteilen, um ihre ultrakonservative Version des Islams zu verbreiten". Die westlichen Länder müssten "Saudi-Arabien endlich ernsthaft unter Druck setzen, damit aufzuhören". (jm)