Österreich

Gemeindebau erinnert an Opfer des KZ Buchenwald

Heute Redaktion
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Floridsdorfer Gemeindebau wurde in Otto-Felix-Kanitz-Hof benannt (v.l.n.r.: Bezirksvorsteher Georg Papai, Kanitz-Urenkel Nicolas Wimberger, Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal, Kanitz-Schwiegersohn Leopold Springinsfeld und Heinz Weiss von den Kinderfeunden) (c) PID/David Bohmann
Floridsdorfer Gemeindebau wurde in Otto-Felix-Kanitz-Hof benannt (v.l.n.r.: Bezirksvorsteher Georg Papai, Kanitz-Urenkel Nicolas Wimberger, Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal, Kanitz-Schwiegersohn Leopold Springinsfeld und Heinz Weiss von den Kinderfeunden) (c) PID/David Bohmann
Bild: zVg

Seit Donnerstag trägt der Gemeindebau in der Kummergasse 7 (Floridsdorf) den Namen Otto-Felix-Kanitz-Hof. Damit gedenkt die Stadt dem ermordeten Pädagogen und Politiker.

"In einer Zeit, als die Prügelstrafe als normales Erziehungsmittel galt, trat Otto Felix Kanitz für eine gewaltfreie Erziehung ein. Dieser Zugang war damals mutig und er ist auch heute noch inspirierend", erklärte Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ), die gemeinsam mit Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) und zwei Nachfahren des Nachgebers die neue Namenstafel enthüllte.

Kanitz' Ideen fanden sich in den 60er- und 70er-Jahren im Konzept der antiautoritären Erziehung wieder. Die Ferienlager der Kinderfreunde seien bis heute ähnlich organisiert, so Gaal.

Die Benennung städtischer Wohnhausanlagen hat in Wien Tradition: Damit werden nicht nur bedeutende Persönlichkeiten geehrt, sondern soll auch die Identifikation der Bewohner mit ihrem Zuhause fördern.

Zur Person Otto Felix Kanitz

Otto Felix Kanitz wurde 1894 als Sohn eines jüdischen Rechtsanwaltes in Wien geboren. Er verlor infolge der Scheidung seiner Eltern früh seine Mutter und verbrachte einen Teil seiner Kindheit im Waisenhaus. Dort wurde er streng katholisch erzogen.

Nach dem Akademischen Gymnasium studierte Kanitz Philosophie und Pädagogik. Erste pädagogische Erfahrungen sammelte er als Betreuer bei den Kinderfreunden. 1919 übernahm Kanitz dann die Leitung eines Ferienlagers für 500 Arbeiterkinder im ehemaligen Flüchtlingslager Gmünd. Erstmals wandte er dort sein erzieherisches Konzept an. Selbstverwaltung und Demokratie wurden im "Kinderparlament" erlernt. Um die gleiche Zeit eröffnete Kanitz im Schloss Schönbrunn eine Erzieherschule mit angeschlossenem Internat.

Kanitz engagierte sich auch politisch: 1929 organisierte er für die Sozialistische Arbeiter-Jugend das 2. Internationale Jugendtreffen in Wien mit mehr als 50.000 Teilnehmern. Kurz hatte er ein Mandat im Bundesrat inne. Im November 1938 wurde Otto Felix Kanitz in Wien von der Gestapo verhaftet, 1940 im KZ Buchenwald ermordet.

Der neue Otto-Felix-Kanitz-Hof

Der nun neu benannte Gemeindebau in der Kummergasse 7 entstand von 1993 bis 1995. Er beherbergt 188 Gemeindewohnungen. Neben einer Polizeistation sind auch sechs Wohnungen, die für Menschen mit Behinderungen geeignet sind, integriert. Die gesamte Anlage verfügt über fünf Geschosse und mehrere Dachterrassen. (lok)