Niederösterreich

Frau (54) muss für toten Bruder 252 € am Airport zahlen

Nachdem ihr Bruder in England verstorben ist, muss sich Tatiana Fuchs um seine Rückführung kümmern – doch die entstehenden Kosten sorgen für Unmut.

Clemens Pilz
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Gemeinderätin Tatiana Fuchs muss ihren toten Bruder aus England überführen.
Gemeinderätin Tatiana Fuchs muss ihren toten Bruder aus England überführen.
ALEX HALADA / picturedesk.com, zVg, Montage

Tatjana Fuchs trägt Trauer: Vor wenigen Wochen ist ihr Bruder im Alter von nur 64 Jahren nach einem Herzinfarkt gestorben. Der Krankenpfleger, der seit 30 Jahren in England lebte und kurz vor der Pensionierung stand, kollabierte im Spital während einer Bypass-Operation. Nun muss sich Fuchs um die Rückführung des Leichnams von England in das slowakische Dörfchen Pistian kümmern, die alte Heimat der Familie.

Fuchs, Gemeinderätin der "Liste Fair" in Schrattenberg (NÖ), hat dabei mit jeder Menge Bürokratie zu kämpfen – vom Ausstellen des Leichenpasses über die Kommunikation mit der Fluglinie "British Airways" bis hin zur Abholung des Leichnams am Flughafen Wien-Schwechat und dem Weitertransport per Auto in die Slowakei. Dass dabei Kosten anfallen, war zu erwarten. Doch ein Betrag von 84 Euro, der für die Zollabfertigung fällig wird, stößt der 54-Jährigen sauer auf.

Insgesamt 252 Euro wurden der 54-Jährigen für die Bearbeitung am Flughafen Wien von der Spedition in Rechnung gestellt.
Insgesamt 252 Euro wurden der 54-Jährigen für die Bearbeitung am Flughafen Wien von der Spedition in Rechnung gestellt.
zVg

"Ich verstehe nicht, warum der Zoll überhaupt involviert sein muss", so Fuchs zu "Heute". "Das ist ein Nonsens, was soll denn bitte sonst im Sarg liegen außer einer Leiche? Die Begleitpapiere sind ja alle dabei." Der hohe Bürokratie-Aufwand sei für sie typisch österreichisch. "Aber ich liebe Österreich, ich bin ja auch schon 30 Jahre hier. Natürlich werden wir das bezahlen, schließlich war es immer der Wunsch meines Bruders, in der Slowakei bestattet zu werden."

Sarg wird durch Zoll nicht geöffnet

Warum fallen also bei einer Leiche Kosten für die Zollabfertigung an, als ob sie ein Paket wäre? Der Spediteur TGL Cargo klärt auf: "Weil England aus der EU ausgetreten ist, muss die Sendung durch den Zoll. Allerdings fallen keine Einfuhrgebühren an, sondern wir verrechnen nur die Bearbeitung der Papiere." Geöffnet und auf seinen Inhalt überprüft, werde der Sarg am Flughafen Wien normalerweise nicht. "Ich mache diesen Job seit 29 Jahren und habe nur einmal eine Sargöffnung erlebt. Das war aus religiösen Gründen, um der Familie die Einsegnung zu ermöglichen", verrät ein Mitarbeiter.