Österreich

Gemobbter Volksschüler muss in der Klasse bleiben

Heute Redaktion
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Azra V. klagt über Mobbing ihres Sohnes Don (7).
Azra V. klagt über Mobbing ihres Sohnes Don (7).
Bild: Sabine Hertel

Seit mehr als einem Jahr wird Don (7) von Mitschülern schikaniert. Seine Mutter, Azra V., wollte, dass er die Klasse wiederholt, die Schule weigerte sich.

"Die Kinder schlagen mich jeden Tag", erzählt Don im "Heute"-Gespräch. Der Siebenjährige besucht derzeit eine zweite

Klasse der Volksschule Simoningplatz (Simmering). Seit vergangenem Jahr wird der Schuler in der Klasse gemobbt, klagt seine Mutter Azra V.: "Er wird beschimpft, schikaniert und erniedrigt", erzählt die 36-jährige Alleinerzieherin.

Begonnen hatte laut der gebürtigen Serbin alles im vergangenen Schuljahr: "Die Lehrerin hat ihn vor der ganzen Klasse wegen seiner Jause – ein normales Croissant – lächerlich gemacht." Die Mitschüler hätten ihn daraufhin immer wieder ausgelacht und gehänselt. Vor allem zwei Buben aus der Klasse dürften es auf Don abgesehen haben: "Sie verstecken meine Hausschuhe, werfen mein Federpenal in den Mistkübel, beschimpfen und hauen mich", meint Don.

Konzentrations-Verlust durch Schikane

Weil sich ihr Sohn wegen des Mobbings in der Schule nicht mehr konzentrieren konnte - "Es hat ihn die ganze Zeit beschäftigt!" – wollte Azra V., dass Don die 1. Klasse wiederholt – doch die Schule lehnte ab: "Don ist nicht so leistungsschwach, dass er die Klasse hätte wiederholen mussen", erklärt Direktorin Dagmar Buczolits auf Nachfrage.

Die Schule sei "schon lange an der Sache dran" und an einer Lösung interessiert. Kommende Woche soll daher ein Gespräch unter anderem mit Azra V. und dem Jugendamt in der Volksschule stattfinden.

Jedes 5. Schulkind von Mobbing betroffen

Laut einer Nebenauswertung der heurigen PISA-Studie wird bereits jedes fünfte Schulkind in Österreich schikaniert – die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher sein. Laut Niels Dopp, Schulpsychologe des ÖZPGS (Österreichisches Zentrum für psychologische Gewaltprävention im Schulbereich), tritt das Problem etwa in jeder dritten Schulklasse auf.

Um den Opfern gezielt helfen zu können, wurde das sogenannte "Peer Mediation"-Programm ins Leben gerufen. Dabei werden ältere Schüler so trainiert, dass sie bei (leichten) Mobbing-Fällen eingreifen können. Fühlen sich die Mediatoren überfordert, können sie sich an "Peer Coaches" wenden. In Wien wird das Programm bereits an 61 Schulen angeboten, davon 50 AHS.

Info im Internet unter www.schulpsychologie.at/gewaltpraevention (cz)