Welt

Genaues Protokoll – das passiert nach dem Tod der Queen

Königin Elizabeth II. ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Die Tage nach ihrem Tod sind in einem detaillierten Protokoll minutiös geregelt.

20 Minuten
Die britische Königin wurde in den vergangenen Monaten immer wieder von Verwandten vertrete.
Die britische Königin wurde in den vergangenen Monaten immer wieder von Verwandten vertrete.
ANDREW MATTHEWS / AFP / picturedesk.com

Die britische Königin Elizabeth II. ist tot. Wie der Palast mitteilte, starb die Queen am Donnerstag im Alter von 96 Jahren friedlich auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral. Elizabeth II. war länger als jeder andere britische Monarch vor ihr auf dem Thron.

Ihr Tod löst die minutiös geplante "Operation London Bridge" aus. Dabei handelt es sich um ein offizielles Protokoll, in dem genau aufgelistet ist, wer wann benachrichtigt wird, wie die Bevölkerung informiert wird, was mit dem Thronfolger Prinz Charles geschieht und wie die zehntägige Staatstrauer vonstattengeht.

Verantwortlich dafür sind der Palast sowie die zentrale Regierungsbehörde Cabinet Office, in der es sogar ein eigenes "Bridges"-Referat gibt. Wie einstudiert und streng das Protokoll ist, zeigte sich bereits beim Tod von Prinz Philip und der "Operation Forth Bridge".

D-Day: Der Todestag der Queen

Am sogenannten D-Day informiert der Privatsekretär der Monarchin gemäß dem offiziellen Protokoll zuerst die Premierministerin Liz Truss. Dabei würde das Codewort "London Bridge is down" fallen, worauf ein regelrechter Anrufmarathon folgt. Sobald die Regierung informiert wurde, vermelden die Nachrichtenagentur PA in einer Blitzmeldung sowie das Königshaus in einem offiziellen Statement den Tod der Monarchin.

Zudem werden die Fahnen an allen öffentlichen Gebäuden innerhalb von zehn Minuten auf halbmast gesetzt. Was dann direkt folgt: Salutschüsse, eine nationale Schweigeminute sowie das erste Treffen von Liz Truss mit dem neuen König – also die erste Audienz von Thronfolger Prinz Charles. Der 73-Jährige wird als neues Staatsoberhaupt eine Ansprache an sein Volk halten. In der Londoner St. Paul’s Kathedrale würde ein Gedenkgottesdienst stattfinden.

Die offiziellen Regierungsseiten werden ein schwarzes Banner tragen und auch auf der Website der britischen Königsfamilie erscheint eine Traueranzeige auf schwarzem Hintergrund. In den folgenden zehn Tagen ruhen in Großbritannien die Regierungsgeschäfte.

D-Day 1: Der neue König

Einen Tag nach dem Tod der Königin wird der neue König offiziell proklamiert – und zwar um zehn Uhr morgens im St. James’ Palast. Es wird ein harter Tag für den Thronfolger Prinz Charles werden. Nicht nur betrauert er den persönlichen Verlust, der 73-Jährige tritt damit auch sein neues Amt an.

Am Nachmittag findet eine Audienz der Premierministerin und des Kabinetts mit dem neuen König statt. "Spring Tide" ("Springflut") ist übrigens der Name für Charles’ Inthronisierung.

D-Day 2: Queen-Sarg wird nach London gebracht

Zwei Tage nach dem Tod der Königin wird ihr Sarg in den Buckingham-Palast nach London gebracht und dort in Empfang genommen.

D-Day 3 und 4: Der neue König bereist sein Land

Als neuer König begibt sich Prinz Charles auf eine Reise durch das Vereinigte Königreich: erst nach Schottland, dann Nordirland, gefolgt von Wales. Zeitgleich finden in der britischen Hauptstadt die Proben der Operation "Lion" statt, der Prozession des königlichen Sargs vom Buckingham-Palast zum Westminster-Palast.

D-Day 5: Prozession durch London

Der Sarg von Queen Elizabeth wird in einer Prozession durch London in den Westminster-Palast geführt. Anschließend findet ein Gottesdienst ihr zu Ehren statt.

D-Day 6 bis 9: Queen wird aufgebahrt

Während Thronfolger Charles dem walisischen Parlament einen Besuch abstattet und an diversen Gottesdiensten teilnimmt, wird die Königin drei Tage lang im Westminster-Palast aufgebahrt. Diese Operation heißt "Feather". 23 Stunden am Tag können Trauernde nun Abschied von der Monarchin nehmen. VIPs erhalten ein Zeitticket, damit sie nicht lange warten müssen. Nebenbei wird die seit Jahren geplante Beerdigung der Königin geprobt.

D-Day 10: Das Staatsbegräbnis

Am zehnten Tag nach ihrem Tod findet das Staatsbegräbnis der Königin von England statt. In der Londoner Westminster Abbey werden sich ihre Familienmitglieder von ihr verabschieden. Landesweit wird es zu Mittag zwei Schweigeminuten geben. Prozessionen wird es sowohl in London als auch in Windsor geben. Zudem ist dieser Tag ein nationaler Feiertag – «Tag des Trauerns» genannt. Sollte die Beerdigung auf einen Wochentag fallen, liegt es an den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern selbst, ob sie ihren Mitarbeitenden freigeben.

Nach dem Begräbnis findet die Queen in der St. George’s Chapel auf Schloss Windsor ihre letzte Ruhestätte. Der königliche Leichnam wird in der King-George-VI.-Gedenkkapelle beigesetzt. In einem angrenzenden königlichen Gewölbe ruht auch schon ihr Mann, Prinz Philip, der im April 2021 verstorben ist. Die beiden werden Seite an Seite für immer ruhen. Ebenfalls in der Gedenkkapelle bestattet: der Vater der Queen, ihre Mutter und ihre Schwester Margaret.

1/31
Gehe zur Galerie
    Königin Elizabeth II. vor zwei Tagen bei der Angelobung von Liz Truss.
    Königin Elizabeth II. vor zwei Tagen bei der Angelobung von Liz Truss.
    REUTERS