Generalprobe?

Es war das vielleicht letzte direkte Duell Rot gegen Schwarz in dieser Republik für länger. Eine anachronistische Wahl, inszeniert, als ginge es tatsächlich um Entscheidungsfindung und nicht um nackte Macht- und Verteilungspolitik.

Aufgebaut auf einem Fundament, das längst zerbröselt ist: 26 der 35 Stiftungsräte sind direkt der Regierung zuordenbar. Die FPÖ stellt nur einen Vertreter. Die SPÖ hat das Match gewonnen, Alexander Wrabetz kann sich mit Recht freuen. Er, den Kreisky so gerne in der Politik gesehen hätte, schafft, was nicht einmal "Tiger" Bacher vergönnt war. Drei Amtsperioden en suite. Gratulation! Das nutzt auch Kanzler Kern.

Aber: Wenn die SPÖ die Kerzen am Siegertörtchen ausgeblasen hat, die Tortenstücke an Amterln verteilt sind, sollte sie schnell nüchtern werden, sonst erlebt sie ein blaues Wunder. VP und FP machten gestern gemeinsame Sache. Nach der Grasl-Pleite sind die Schwarzen am Küniglberg abgemeldet. Ein Comeback kann nur an der Seite der Blauen gelingen. Deren Vertreter, Norbert Steger, hat gestern angedeutet, wohin die Reise geht: Neuwahlen 2017, neues ORF-Gesetz. War die ORF-Wahl eine Generalprobe für Schwarz-Blau?