Genua will Nachzahlung von England für Fahne

England hat seine Nationalfahne vor Jahrhunderten eigentlich nur von Genua gemietet – die Italiener erklärten nun, es seien seit 250 Jahren Zahlungen ausständig.

Wer kennt es nicht, England's St. George's Cross, das jetzt im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland allerorts zu sehen ist? Dieser Anblick hat den Bürgermeister von Genua auf den Plan gerufen: England habe für das Verwenden der genovesischen Fahne entgegen einer Abmachung seit 250 Jahren keine Miete mehr an die italienische Stadt überwiesen.

Genua war ab dem 10. Jahrhundert eine Seemacht, die im ganzen Mittelmeerraum gefürchtet war. Im 13. Jahrhundert bat England, damals noch weit von einem Weltreich entfernt, die Stadt, ob man nicht deren Fahne für die eigenen Handelsschiffe verwenden dürfe. So wolle man Piraten und Feinde abschrecken, und im Gegenzug überweisen die englischen Monarchen Genua jährlich Geld für dieses Privileg.

Die handelstüchtigen Genovesen stimmten zu und kassierten fortan an auch kräftig – bis zum Ende der Republik Genua im 18. Jahrhundert. Seitdem wurde aber offenbar kein Geld mehr an die Stadt überwiesen, England verwendet die Fahne jedoch weiter.

"Es wäre der größte Marketing-Coup, den Genua machen könnte", erklärte Bürgermeister Marco Bucci am Rande einer Pressekonferenz schmunzelnd. Das eingetriebene Geld würde der Stadtkassa sehr gut tun, er werde Queen Elizabeth II. schreiben: "Eure Majestät, ich muss Ihnen mit Bedauern mitteilen, dass es laut unseren Unterlagen danach aussehe, als hätten sie für die letzten 247 Jahre nicht bezahlt."

Weit verbreitet

Das Georgskreuz geht auf den Heiligen Georg zurück, der im 3. Jahrhundert in Kleinasien gelebt haben und der Legende nach einen Drachen getötet haben soll. Er gilt auch als Märtyrer, der laut Überlieferung des christlichen Autors Eusebius vom römischen Kaiser Diokletian gefoltert und getötet worden war.

Das Symbol des roten Kreuzes auf weißem Hintergrund wird nicht nur von England, sondern auch von Georgien als Fahne verwendet, sowie als Wappen von zahlreichen Städten, darunter eben Genua, Mailand, Bologna, Freiburg, Barcelona oder Montreal.