Erschütternder Prozess

Gequälter Bub in Hundebox wird sich nie wieder erholen

Seit Montag stehen in Krems (NÖ) zwei Frauen vor Gericht, die einen Buben fast zu Tode gequält haben sollen. Erholen wird sich das Kind wohl nie mehr.

Christian Tomsits
Gequälter Bub in Hundebox wird sich nie wieder erholen
Anwältin Astrid Wagner vor dem Prozess am Landesgericht Krems – "Heute" war vor Ort.
Sabine Hertel

Gebückte Haltung, brüchige Stimme, lange Redepausen: Die Angeklagte (33), die ihren Sohn mit einer Komplizin gequält, gefoltert und beinahe getötet haben soll, gab sich am Montag vor Gericht unscheinbar und ahnungslos – wir berichteten. "Ich habe immer gedacht, mein Kind hasst mich", jammerte die 33-Jährige in ihrer Aussage.

Decke nur wenn Bub "brav war"

Ermutigt von ihrer Freundin (41) soll die Niederösterreicherin ihren zwölfjährigen Sohn mit Wasser übergossen und bei offenem Fenster über Nacht in einer kleinen Hundebox wie ein Tier gehalten haben. Eine Decke bekam er von der Mutter nur, "wenn er brav war".

In diese Hundebox sperrte die Mutter ihren Sohn ein. Sie wurde dem Gericht als Beweisstück gebracht.
In diese Hundebox sperrte die Mutter ihren Sohn ein. Sie wurde dem Gericht als Beweisstück gebracht.
CHRISTOPHER ECKL / APA / picturedesk.com

Zum Aufwecken goss die Angeklagte dem Sohn Wasser über den Kopf. Der frierende, verletzte und stark untergewichtige Bub fiel schließlich ins Koma – hatte nur noch 26,8 Grad Körpertemperatur.

Verteidigt die Zweitangeklagte: Anwalt Sascha Flatz
Verteidigt die Zweitangeklagte: Anwalt Sascha Flatz
Denise Auer

Zuvor wurde er täglich geschlagen, gefesselt und gefoltert. Chats sollen belegen, wie die Zweitangeklagte immer wieder Tipps dazu gab. "Sie geriet in den Sog eines bösen, sadistischen Menschen", sagte Astrid Wagner Wie in einer Sekte, soll die 40-Jährige ihre 33-jährige Mandantin in ihren Bann gezogen haben. Der Anwalt der Zweitangeklagten, Sascha Flatz, widersprach: "Meine Mandantin ist selbst eine liebevolle Mutter. Hätte sie davon gewusst, wie schlimm das Kind gequält wurde, wäre sie eingeschritten."

Eine Gutachterin brachte es schließlich auf den Punkt: Der Bub wird sich von den erlittenen Qualen nie wieder erholen! Vor Gericht schilderte die Psychologin, dass der Widerstand und der Wille des Kindes nach und nach gebrochen wurden. Der Bub habe demnach verlernt, sich selbst wahrzunehmen.

Einweisung beantragt

Laut Gerichtspsychiater Peter Hofmann waren beide Frauen zurechnungsfähig. Weil sie aber Gefahr laufen würden, weitere Straftaten zu begehen, wurde eine Unterbringung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum beantragt. Die Urteile im Fall sollen am Donnerstag fallen. Lange Haftstrafen drohen, die Unschuldsvermutung gilt.

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    In der Mitte musste sich die angeklagte Mutter hinsetzen – Fotos der Angeklagten wurden vom Gericht untersagt.
    In der Mitte musste sich die angeklagte Mutter hinsetzen – Fotos der Angeklagten wurden vom Gericht untersagt.
    Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • In Krems (NÖ) stehen zwei Frauen vor Gericht, die einen zwölfjährigen Jungen misshandelt haben sollen
    • Eine Psychologin gab zu Protokoll, dass sich der Bub sich von den erlittenen Qualen nie wieder erholen wird
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