Politik

Gerichtsgutachten: "Qualität kann nicht gut sein"

Heute Redaktion
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Laut Justizministerium gibt es Gerichtspsychiater, die über 150 Gutachten im Jahr erstellen. Ein Grazer schießt den Vogel ab: Er hat voriges Jahr 365 Expertisen abgeliefert. Die Neos fordern stichprobenartige Kontrollen und Qualitätskriterien.

 

In einer Anfragebeantwortung an die Neos-Abgeordnete Beate Meinl-Reisinger stellt das Justizministerium fest, dass vier Gerichtspsychiater im Vorjahr jeweils über 150 Gutachten über Täter, Opfer oder auch Kinder erarbeitet haben. Der Grazer Psychiater Manfred Walzl hat sogar täglich eines abgeliefert, er hat es auf 365 Expertisen gebracht. Bei den Psychologen sind die Zahlen nicht ganz so dramatisch, aber immerhin teilen sich die fünf meistbestellten Gutachter zwei Drittel der Aufträge.

 

"Qualität kann nicht gut sein"

Für Meinl-Reisinger kann das so nicht bleiben. Ihrer Ansicht nach "kann die Qualität nicht gut sein". Sie kritisiert, dass Gutachten teilweise nur auf den Informationen aus den Akten basieren ohne ein einziges Gespräch mit dem Betroffenen. Laut einer Studie der Uni Ulm sollen Expertisen in Österreich oft nicht wissenschaftlichen Standards entsprechen. Meinl-Reisinger fordert einen Katalog mit klaren Qualitätskriterien und stichprobenartige Kontrollen.

Walzl, der hauptberuflich Uni-Professor ist, lässt die Kritik nicht auf sich sitzen. Er arbeite sorgfältig, so der Psychiater.

 

Das Justizministerium hat zuletzt versucht, mehr Gutachter zu gewinnen z.B. durch eine höhere Dotierung. Eine Einigung mit der Ärztekammer ist aber noch nicht erzielt worden.