Österreich

Gerüchte um Atomversuche im KZ Gusen

Heute Redaktion
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Große Verunsicherung herrscht nach neuen Gerüchten im Ort Gusen im Bezirk Perg. Filmemacher Andreas Sulzer vermutet, dass die Nationalsozialisten im Stollen des damaligen Konzentrationslagers Atomtests durchgeführt haben. Ein Historiker wurde eingeschaltet, der Bürgermeister möchte wissen, ob die Gesundheit der Bewohner durch mögliche Verunreinigungen gefährdet ist.

Große Verunsicherung herrscht nach neuen Gerüchten im Ort Gusen im Bezirk Perg. Filmemacher Andreas Sulzer vermutet, dass die Atomtests durchgeführt haben. Ein Historiker wurde eingeschaltet, der Bürgermeister möchte wissen, ob die Gesundheit der Bewohner durch mögliche Verunreinigungen gefährdet ist.
Wegen Vermutungen des Filmemachers Andreas Sulzer hatte es im Februar Bohrungen gegeben, die aber erfolglos blieben. Bezirkshauptmann Werner Kreisl geht es nun um "eine geschichtliche Aufarbeitung und Gesamtbeurteilung", berichtet die "BezirksRundschau".

Dennoch werden Historiker herangezogen. "Ziel ist, die verschiedenen Gerüchte, die im Zusammenhang mit dem KZ-Komplex Gusen bestehen, auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen", so Stefan Karner, Vorstand des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte der Uni Graz. Durch zusätzliche Quellen, neue Berichte, bisher unbekannte Zeitzeugen oder wie im aktuellen Fall durch Grabungen würden immer wieder neue Erkenntnisse auftauchen.

Im Mai 2015 werden viele Gusen-Akten freigegeben

Dazu komme, dass viele Dokumente zu Gusen mit langen Sperrfristen belegt seien und sich teilweise in Bibliotheken in Moskau und New York oder in US-Militärarchiven befänden. Im Mai 2015, 70 Jahre nach der Befreiung, sollen viele Akten freigegeben werden.

Für 22. Oktober ist ein Infoabend mit der Präsentation neuer Erkenntnisse über die Mühlviertler Stollenanlage geplant. Dem zuständigen Bürgermeister von St. Georgen, Erich Wahl (SPÖ), geht es um die Sicherheit der Bevölkerung, und er drängt darauf, die Forschungen voranzutreiben: "Gibt es etwas, das das Grundwasser gefährdet? Wurde mit radioaktiven Stoffen geforscht? Wo sind mögliche Stollen?"

Zwei Dokus geplant

Sulzer will im kommenden Jahr zwei Filme mit Bezug zu Gusen herausbringen. In dem KZ, einem Außenlager von Mauthausen, waren mindestens 71.000 Menschen aus 27 Nationen interniert, mehr als die Hälfte kam zu Tode. Allein das Projekt "Bergkristall" - der Bau einer acht Kilometer langen Stollenanlage zur unterirdischen Flugzeugproduktion - kostete mehr als 8.600 Häftlingen das Leben. Ein Großteil der Gänge wurde mittlerweile aus Sicherheitsgründen verfüllt