In der Taborstraße sollte ein neues Kapitel geschrieben werden: Ein Ort, der barrierefreies Wohnen für Senioren und gehobene Gastronomie verbindet. Die Vision? Ein Vorzeigemodell, wie Wohnen, Betreuung und Genuss miteinander harmonieren können. Doch heute leben keine Senioren im Wohnhaus – sondern Touristen mit Rollkoffern im Airbnb-Flur. Was ist passiert?
Ein modernes Konzept für eine alternde Gesellschaft: 40 barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen, die kein Pflegeheim wollten, aber Betreuung nach Bedarf abrufen konnten. Eine Brasserie im Erdgeschoss, die tagsüber für die Bewohner da ist und abends mit südfranzösischem Flair die Wiener begeistert. Das Projekt versprach, Gastronomie und soziales Engagement zu vereinen.
Doch bereits 2023 zerbrach diese Vision. Die geplanten Seniorenwohnungen wurden nie umgesetzt. Der Brasserie fehlte damit ihre wirtschaftliche Basis, da sie ohne die Bewohner als vertragliche Kunden kaum überleben konnte. Ein Jahr nach der großen Ankündigung kam das jähe Aus – und eine neue Realität zog ein.
Das gesamte Gebäude wird heute fast ausschließlich für Airbnb genutzt. Was einst für ältere Menschen geplant war, ist jetzt ein Anziehungspunkt für Kurzzeitvermietungen. Touristen kommen und gehen, während die ursprüngliche Vision, ein Modell für die alternde Gesellschaft zu schaffen, in Vergessenheit geraten ist.
Der Verlust von Wohnraum durch Kurzzeitvermietungen wie Airbnb wird in Wien zunehmend zum Problem. Gleichzeitig fehlt es an Unterstützung für innovative Konzepte, die auf die sozialen Herausforderungen einer alternden Gesellschaft eingehen. Angesichts der Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation und dem steigenden Bedarf an barrierefreien sowie betreuten Wohnmodellen hätte das Projekt in der Taborstraße ein Ansatz sein können, um genau diese Lücke zu schließen.