Politik

Gesundheitsminister Stöger im "Heute"-Talk

Heute Redaktion
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Alois Stöger (51) ist seit 2008 Gesundheitsminister. Im Heute-Interview spricht der Linzer Sozialdemokrat über halbherzige Rauchverbote, Wartezeiten in Ambulanzen und Abtreibungen auf Krankenschein.

Alois Stöger (51) ist seit 2008 Gesundheitsminister. Im Heute-Interview spricht der Linzer Sozialdemokrat über halbherzige Rauchverbote, Wartezeiten in Ambulanzen und Abtreibungen auf Krankenschein.

„Heute“: Die Krankenkassen haben eine Milliarde Euro an Schulden abgebaut. Bei welchen Leistungen wird gespart?

Stöger: Bei keinen. Da bin ich stolz: Wir haben Kosten gedämpft, Ressourcen optimal eingesetzt. Der Zugang zu Leistungen der Krankenversicherung bleibt auf höchstem Niveau.

Wo wurde die Milliarde gespart?

Das ist eine Frage der Steuerung. Wir haben in sechs Bereichen optimiert: bei ärztlichen Leistungen, bei Instituten, Transporten, der Medikation, Heilbehelfen, in der Verwaltung.

Sie forcieren die "Elektronische Gesundheitsakte" ELGA. Ärztekammern orten Gefahren für den Datenschutz. Sie befürchten Missbrauch mit Patientendaten.

Patientenvertreter und die großen Seniorenverbände sind dafür! In ELGA werden relevante Gesundheitsdaten angezeigt. Dadurch wird etwa Doppelmedikation vermieden, weniger Untersuchungen fallen an. Der Arzt kann die Befunde des vorhergehenden Kollegen abrufen. Und: Jeder Patient wird online nachsehen können, wer seine Daten wann eingesehen hat.

In Ambulanzen warten Patienten stundenlang. Was tun Sie dagegen?

Ich forciere Gruppenpraxen. Wir müssen weg vom Gesundheitssystem mit Ärzten als Einzelkämpfer. Teamwork ist angesagt. Heute findet man abends oder an Wochenenden Ärzte nur im Spital. In Gruppenpraxen können Mediziner ihre Leistungen auch in Randstunden anbieten. Spitäler werden entlastet.

Österreichische Kinder rauchen früher als andere Europäer. Sind Sie dabei machtlos?

Bei Jugendlichen müssen wir effektiver gegensteuern. Es hat sich aber viel verbessert, etwa durch Nichtraucherlokale.

Genau hier liegt das Problem: Anders als in den meisten EU-Staaten hat Österreich nur eine halbherzige Regelung. In vielen Lokalen wird geraucht.

Ich persönlich hätte ja gerne eine strengere Lösung. Aber Gesetze werden im Nationalrat, nicht vom Minister gemacht.

Wer blockiert?

ÖVP, FPÖ und BZÖ wollen an der derzeitigen Regelung festhalten.

Rauchen Sie selbst?

Nicht mehr.

Welche gesundheitlichen Sünden begehen Sie heute?

Ich fahre zu viel Auto und treibe etwas zu selten Sport.

Wie gesund isst der Gesundheitsminister?

Ausgeglichen und regelmäßig. Wer regelmäßig isst, kann mit seinen Kräften besser umgehen.

Anderes Thema: Wird es Abtreibungen auf Krankenschein geben?

37 Jahre nach Einführung der Fristenlösung haben öffentliche Spitäler diese Leistung anzubieten, zumindest eines in jeder Region. Ob auf Krankenschein, diese Frage ist nicht erste Priorität.

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