Österreich

"Tausende Schüler tragen Gewaltpotential in sich"

Heute Redaktion
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"Die aktuellen Gewalttätigkeiten an Schulen" müssen eingedämmt werden, fordert Thomas Krebs, Vorsitzender der wienweiten Personalvertretung.
"Die aktuellen Gewalttätigkeiten an Schulen" müssen eingedämmt werden, fordert Thomas Krebs, Vorsitzender der wienweiten Personalvertretung.
Bild: imago stock & people

Angesichts der jüngsten Messerattacke an einer Wiener Schule schlägt der oberste Lehrervertreter Alarm: Täglich gebe es Vorfälle, tausende Schüler seien gewaltbereit.

Der oberste Vertreter der 14.000 Wiener Pflichtschul-Lehrer, Thomas Krebs, hat sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gewandt. In diesem beschwert er sich über das Soforthilfe-Telefon der Stadt Wien bei Gewalt oder Radikalisierung an Schulen. "Die Hotline funktioniert nicht", klagt Krebs.

Präsentiert wurde das Soforthilfetelefon im Frühherbst vom Wiener Bürgermeister. Der Lehrerzentralausschuss-Vorsitzende bekrittelt in dem Schreiben, dass von versprochener "Akuthilfe" jedenfalls keine Rede sein könne. Im Ö1-Morgenjournal am Montag legte er nach: "Die Rückmeldungen von Kollegen waren eher ernüchternd." So seien Anrufer von einer Stelle zur nächsten weitergeleitet worden. In Extremfällen habe gar niemand abgenommen.

Gefahr an Wiener Schulen

Dabei gebe es laut Krebs angesichts der Gewaltbereitschaft der Kinder dringenden Handlungsbedarf. "Es gibt an unseren Wiener Schulen tausende Schüler, die Gewaltpotential in sich tragen und somit für sich selbst, die Mitschüler und auch für die Pädagogen eine Gefahr darstellen." Dabei ginge es Schüler aus den unterschiedlichsten ethnischen Herkunftskreisen und mit den verschiedensten Erfahrungen.

Am Mittwoch (12.12.) sind an einer Schule in Wien-Neubau zwei Burschen aneinander geraten. Der Streit endete in einer Messerattacke, ein 14-Jähriger erlitt zwei Stichverletzungen – "heute.at" berichtete. "Das spricht für sich selbst", sagt Krebs bezugnehmend auf jene Tat. Laut dem Lehrervertreter würden Kollegen berichten, dass es fast täglich Vorfälle gebe. Deshalb brauche es ausreichend und gut geschultes Unterstützungspersonal an den Schulen, um "die aktuellen Gewalttätigkeiten an Schulen eindämmen zu können."

Stadtschulrat weist Kritik zurück

Im Büro des Bildungsstadtrats Jürgen Czernohorsky (SPÖ) will man die Vorwürfe, wonach die Hotline nicht funktioniere, nicht gelten lassen. Bei der Bearbeitung der Fälle würden eben bestehende Institutionen wie Schulpsychologie, Schulsozialarbeit oder Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch genommen, wird die Vermittlung an andere Stellen erklärt.

In zweieinhalb Monaten soll es achtzig Anrufe an das Soforthilfetelefon gegeben haben. Die Hotline bleibe deshalb jedenfalls bestehen. Über zusätzliche Unterstützungsteams an Schulen könne man im Jänner diskutieren. (red)