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Gewalt im Wettlokal: "Er zeigte mir seinen Penis"

Heute Redaktion
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Alpay K. mit seinem Anwalt Mag. Rast (li. im Bild).
Alpay K. mit seinem Anwalt Mag. Rast (li. im Bild).
Bild: Denise Auer

In einem Wettbüro in Wien-Meidling kam es im November zu einer Attacke auf einen Lokalgast durch den Beschuldigten. Am Dienstag erklärte ihn das Gericht für nicht zurechnungsfähig.

Die Szenen, die sich am 13. November 2017 in einem Wettbüro in Meidling abspielten, ließen die Gäste vor Angst aus dem Lokal stürmen: Alpay K. (36) ging auf den ahnungslosen Automatenspieler Remzi R. zu und schlug ohne Vorwarnung auf das Opfer ein.

Als R. kaum noch stehen konnte, traktierte ihn der 36-Jährige mit seinen Knien, bis er sich auf dem Boden liegend krümmte und um Hilfe schrie. Schlussendlich schlug er wiederholt mit einer Holzlatte auf das Opfer ein. Danach verließ er das Lokal, als ob nichts gewesen wäre. Die Videoüberwachung filmte alles mit.

Tat im Wahn begangen

Weil der Beschuldigte als psychisch krank bekannt ist, gilt er als "Betroffener" und nicht als Angeklagter. Es war nicht sein erster Ausraster, der gebürtige Türke stand bereits zwei Mal aus den selben Gründen vor Gericht. Er zeigt sich geständig, er weiß, dass mit ihm "etwas nicht stimmt".

Alpay K. ist seit mehreren Jahren in Invalidenrente, weil ihm eine schizophrene Störung attestiert wurde. Dazu hätte ihm ein Mitinsasse in einer Anstalt erzählt, sie wären Gottes Abgesandte, mit der Aufgabe Recht und Ordnung zu schaffen. Für K. soll das ein prägendes Erlebnis gewesen sein. Deshalb neige der Gottesfürchtige in Wahnzuständen, zu glauben, er sei zu Höherem berufen – wie auch vermutlich zum Tatzeitpunkt.

"Ich werde dich f****n, murmelte er"

Wie der Beschuldigte den Tathergang schildert, haben weder Zeugen noch die Überwachungskamera bestätigen können, seine wirre Erklärung: "Auf der Straße hab ich Remzi onanieren gesehen, dann folgte er mir in das Wettbüro. Im Wettbüro selbst saß ich am Tisch und trank meinen Kaffee – plötzlich stand er vor mir. Ich war verwirrt, da ich ihn kaum kenne. Er öffnete seinen Hosenschlitz und holte seinen Penis hervor. Dann ging er zum Automaten und murmelte vor sich hin 'ich werde dich f*****n, ich werde dich f*****n', so die verdrehte Wahrnehmung des 36-Jährigen.

Vor Gericht war er weiterhin überzeugt, einen Penis gesehen zu haben. Einfach das Lokal verlassen konnte er aber nicht. Offenbar empfand er Homosexualität als ein Verbrechen, das bestraft werden musste und attackierte R. von hinten.

"Das war das letzte Mal, dass ich dich unterstützte"

Als das Opfer Remzi R. zur Aussage in den Gerichtssaal zitiert wurde, intensivierte sich der Dackelblick von Alpay K. "Servus, es tut mir leid", sagte er schuldbewusst zum Opfer blickend. R. versuchte jeglichen Augenkontakt zu vermeiden.

Der Bruder des Beschuldigten war ebenfalls zugegen. Dieser äußerte während der Verhandlung wiederholt seinen Unmut – bis Gerichtsvorsitzende Sonja Weis der Geduldsfaden riss: "Wenn Sie ein Problem mit meinen Fragen haben, dann können Sie gern den Raum verlassen." Der Bruder entschuldigte sich, allerdings hatte er kein Problem mit der Richterin, sondern mit seinem Bruder, dem er aufgrund seiner Ausfälle nun zum dritten Mal vor Gericht Beistand leisten muss.

Nicht zurechnungsfähig –Einweisung

Verteidigung (Nikolaus Rast), Staatsanwaltschaft sowie Richterin Sonja Weis waren sich von Anfang an einig: Der brutale Übergriff geschah im Zustand es Wahns. Doch zeigen vergangene Vorfälle, dass der Beschuldigte keine ernsthaften Absichten hat, die medikative Behandlung einzuhalten, so die fachliche Meinung des Sachverständigen Karl Dantendorfer. Aus diesem Grund wird der Beschuldigte Alpay K. für unbestimmte Zeit in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Das Urteil wird von allen Seiten akzeptiert und ist rechtskräftig.