Allein in Wien

Gewalt in der Familie: 4.300 Betretungsverbote pro Jahr 

Pro Monat werden in Wien rund 360 Betretungsverbote verhängt. "Unsere Beamte sind angewiesen, da sehr gut hinzuschauen", so Polizeipräsident Pürstl.

Wien Heute
Gewalt in der Familie: 4.300 Betretungsverbote pro Jahr
Laut dem Landespolizeipräsidenten Gerhard Pürstl gibt es in Wien einen Support für Polizisten bei Gewalt in der Privatsphäre. 
Fotolia, HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Pro Monat werden in Wien durchschnittlich 350 bis 360 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen – macht 4.200 bis 4.320 im gesamten Jahr. "2023 waren es ein paar weniger", erklärt Wiens Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl in einem Gespräch mit der APA. "Unsere Beamte sind angewiesen, da sehr gut hinzuschauen", betont er weiters. "Wir haben in Wien ein sehr gutes System im sicherheitspolizeilichen Bereich, wo es den Bediensteten vor Ort möglich ist, die Situation einzuschätzen, und dann, wenn es notwendig ist, ein Betretungsverbot verbunden mit einem Annäherungsverbot auszusprechen", so Pürstl.

Laut Pürstl gibt es in der Bundeshauptstadt einen "Gewalt in der Privatsphäre-Support", eine Art Journaldienst, den die ersteinschreitenden Beamten anzurufen haben. In dem Journaldienst helfen Menschen, die im Bereich Gewalt in der Privatsphäre spezialisiert sind, bei der weiteren Behandlung des jeweiligen Falles weiter. So wird etwa mit Hilfe von Tools eine Risikoanalyse erstellt, dann wird eine Prognose getroffen. "Da sind wir in Wien federführend", meint Pürstl.

Eröffnung des Info-Stores der Polizei

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    Karl Javurek, Präsident des Vereins der Freunde der Wiener Polizei, Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Wiens Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl (v.li.) eröffneten den "Info Store" am Schottenring.
    Karl Javurek, Präsident des Vereins der Freunde der Wiener Polizei, Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Wiens Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl (v.li.) eröffneten den "Info Store" am Schottenring.
    Denise Auer

    Opferschutzzentrum im Probebetrieb

    Für die weitere Betreuung der Opfer läuft in der Bundeshauptstadt seit Herbst 2023 ein Probebetrieb für ein Opferschutzzentrum, "das das Ziel hat, dass dort Spezialisten der Prävention arbeiten, die für die gesamte Gefährdungseinschätzung von sogenannten Hochrisikogefährdern zuständig sind. Darunter verstehen wir solche, wo eine schwere Körperverletzung oder gar eine Todesfolge sogar erwartet werden kann".

    Diese Spezialisten seien dann für den Opferschutz aller Betroffenen zuständig. "Irgendwann laufen Betretungs- und Annäherungsverbote aus, aber wir wollen jemanden haben, der lange darauf schaut, wie es in der Familie weitergeht, ob sich eventuell auch neue Gefährdungssituationen ergeben", erklärt Pürstl. Die Experten sollen auch an Fallkonferenzen teilnehmen und sind mit allen Partnerorganisationen vernetzt. "Das scheint gut anzulaufen und wir hoffen, das auch als Dauerorganisation implementieren zu können", hofft der Landespolizeipräsident.

    4.247 Betretungsverbote im Jahr 2022

    Die Polizei informiert zudem auch die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie (heißt seit Dezember Gewaltschutzzentrum Wien, Anm.), dessen Mitarbeiter kontaktiert dann die Betroffenen. In der Relation zur Einwohnerzahl wurden die meisten Verbote im Vorjahr in Floridsdorf ausgesprochen. Wie es seitens des Gewaltschutzzentrums auf "Heute"-Nachfrage heißt, wurden 2022 insgesamt 4.247 Betretungsverbote von der Polizei übermittelt, für 2023 sind noch keine Zahlen ausgewertet.

    red
    Akt.