Politik

Gewerkschaft will 1.700 Euro Mindestlohn

Heute Redaktion
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GPA-Chef Wolfgang Katzian fordert einen höheren Mindestlohn. Der rote Gewerkschafter reagiert damit auch auf den jüngsten Vorstoß von Hans Jörg Schelling. Der schwarze Finanzminister findet den Unterschied zwischen Gehältern und Mindestsicherung zu gering.

GPA-Chef Wolfgang Katzian fordert einen höheren Mindestlohn. Der rote Gewerkschafter reagiert damit auch auf den jüngsten Vorstoß von Hans Jörg Schelling. Der schwarze Finanzminister findet den zu gering.

Im September beginnt mit den Metallern die Herbstlohnrunde der Kollektivvertragsverhandlungen. Wenige Wochen davor eröffnet der Chef der SPÖ-Gewerkschaftsfraktion Wolfgang Katzian eine neue Runde im Kampf um Mindestgehälter. Um den für ÖVP-Finanzminister Schelling zu geringen Unterschied zwischen Mindestsicherung (828 Euro netto für Alleinstehende) und Gehalt zu vergrößern, fordert er höhere Gehälter statt noch niedrigerer Sozialleistungen.

Mindestens 1.700 Euro brutto

Vor der Nationalratswahl 2013 ging es noch um 1.500 Euro brutto im Monat. Inzwischen ist diese Summe durch Kollektivvertragsabschlüsse in vielen Branchen Realität. Also versucht Katzian den nächsten Schritt und plädiert für mindestens 1.700 Euro brutto. Im Gegensatz zu anderen EU-Ländern will er keinen gesetzlichen Mindestlohn festlegen, sondern eine Untergrenze in den Kollektivverträgen.

Höhere Löhne statt weniger Sozialgeld

"Wenn es welche gibt, die meinen, diese Differenz ist zu gering, muss man schauen, dass wir den Mindestlohn erhöhen", so Katzian im Gespräch mit der "Presse". Ein Senken von Sozialleistungen lehnt er strikt ab. Schelling hatte vor allem beklagt, dass der Anreiz, Arbeit anzunehmen, stärker werden müsse und deswegen die Zumutbarkeitsbestimmungen diskutiert werden sollten.

Die zu erwartenden Einwände der Wirtschaft sieht der Gewerkschafter gelassen: "Das war auch bei 1.000 Euro und 1.300 Euro Mindestlohn so." Er ist zuversichtlich, dass die Anhebung auf 1.700 Euro "bei einer intakten Sozialpartnerschaft auch in Zukunft möglich sein wird."

Grüne unterstützen Forderung

"Wir unterstützen die Forderung der Gewerkschaft nach 1700 Euro-Mindestlohn für Vollzeitarbeit. Es ist dringend notwendig, dass die Situation im Niedrigstlohnbereich verbessert wird. Von Vollzeitarbeit muss man ohne Existenzangst leben können. Auch mit dann rund 1250 Euro netto ist das - vor allem wegen der hohen Wohnkosten - nur knapp möglich," so Birgit Schatz, Arbeitnehmersprecherin der Grünen.

Die Grenze von 1.000 Euro Mindestlohn wurde in Österreich 2008 zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern vereinbart und im Laufe des Jahres 2009 weitgehend umgesetzt. Die Forderung nach 1.300 Euro Mindestlohn wurde im Handel 2010 Realität. Ab 2012 wurden 1.500 Euro verlangt.